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Blogger gegen Hass

[Blogparade] Blogs gegen Hass

Die youtube-affinen unter euch haben sie bestimmt schon entdeckt: Die Aktion „Youtuber gegen Hass“, kurz #YouGeHa. Im Rahmen dieser Aktion haben sich Vlogger*Innen zusammengetan, um mit ihren Videos gegen Hass und Ausgrenzung – für mehr Toleranz, Offenheit und Verstehen zu demonstrieren.

Schaut. Dort. Unbedingt: einmal rein! <3

Ihr Lieben! Ich finde eure Videos und die Idee dermaßen großartig, dass ich sie adaptieren, geradezu mopsen möchte. Und ausweiten. Am liebsten einmal quer hindurch, durch das Internet. Um exakt zu sein. Aber erst einmal: Fange ich an mit der schreibenden Zunft: Mit der Blogger-Zunft. Meiner eigenen – sozusagen. Und zwar in Form einer Blogparade: „Blogs gegen Hass“.

Schreibt über eure (inneren) Reisen und Erlebnisse. Über Bücher oder flüchtig aufgeschnappte Dialoge! Treffen sich ein Rabbi, ein Imam und Margot Käßmann….? Führt Interviews: Mit euren Kollegen, Mitbewohnern, Ladenbesitzerinnen. Was ist Humor? Und wie wird ein koscheres Essen gekocht? Was genau bedeutet denn ḥalāl? Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Angst und Furcht? Ja: Was würde Freud dazu sagen? Oder Schulz von Thun? Oder Feuerbach? Oder die unbekannte Frau im Bus neben euch? Welche Ideen und Projekte kennt ihr? Welche möchtet ihr gerne kennenlernen? Und welchen christlichen Feiertag würdet ihr am liebsten gegen einen jüdischen tauschen? – Warum? Wo spielt die beste Musik?

Was sind eigentlich Kasten – und wie kann ich ihnen entkommen? Welches Foto symbolisiert für euch Nähe – und welches Hass? Wonach riecht Neugier? Wie würdet ihr sie malen? Was bedeutet Solidarität: Mit eurer Abschluss-Klasse? Eurer Stadt? Europa? Und der Welt? Wart ihr schon mal in einer Moschee? In einer Synagoge? Oder einem katholischen Sonntagsgottesdienst? Wer hat die ersten Krankenhäuser gebaut? Und wie geht es Fazil Say? Kennt ihr seine Istanbul-Sinfonie? Was ist Kunst? Und was darf nicht weg? Mit wem würdet ihr gerne einmal ein Glas Wein trinken? Oder einen Tee? Was habe ich hier nicht gefragt?

Was fehlt?

Werbt mit eurer Offenheit: Für mehr gegenseitiges Verstehen. Räumt auf mit Vorurteilen. Mischt alles neu. Leert Schubladen. Seid bunt und laut und viele! <3

Wie ihr teilnehmen könnt:

° Die Blogparade startet genau jetzt und endet am 28. Februar 2015 um 24:00 Uhr.

° Je nachdem, wie viele Beiträge zusammen kommen, werde ich sie entweder in einem oder zwei Teilen hier auf dem Blog vorstellen.

° In der Zusammenfassung stelle ich jeden Beitrag mit einer kurzen Einleitung und/ oder einem Zitat aus eurem Text vor.

° Postet mir bitte einen Link zu euren Beiträge hier in den Kommentaren. Nur hier. Schreibt sie mir bitte nicht per Mail oder PN oder Ähnliches: Ich komme sonst völlig durcheinander. Sorry.

° Ich möchte erst einmal keine inhaltlichen Vorgaben machen. Jedoch behalte ich mir vor, Texte nicht zu verlinken: Jene, die nicht dem Sinn dieser Blogparade entsprechen. Das Gegenteil wollen. Trollen.

° Ihr könnt das Hashtag #BloGeHa nutzen, es weglassen oder ein besseres verwenden. Macht es, wie ihr mögt.

° Bitte reicht nur neue Beiträge ein, keine aus dem Archiv.

° Bitte verlinkt diesen Ankündigungstext zur Blogparade außerdem in eurem Posting.

° Für Hilfe, Kritik oder Verbesserungsvorschläge bin ich sehr dankbar, denn das ist meine erste Blogparade. Also habt ein bisschen Nachsicht mit mir. ;)

Blogger gegen hass Blogparade

Bereits eingereichte Beiträge:

1) Scham und Stolz ~ Landleben.org

2) Auschwitz, die Fremdheit und unsere heutige Verantwortung ~ Fadenvogel.de

3) Was würde Jesus tun? ~ Zuckerwerkstatt

4) Aufklärung statt Ausgrenzung ~ Phinphins.de

5) Muhammad & Kay ~ Fragmentage.blogspot.co.li

6) Randgruppen und der Umgang mit Diskriminierung in Harry Potter ~ Weltenschmiede

7) Integration in Deutschland – wie ich es erlebe ~ webmasterwelten.de

8) Ein starkes Wort für ein starkes Gefühl ~ Herr-R-schreibt.blogspot.de

9) Ein friedliches Miteinander ~ finde-dich-selbst.net

10) Gute Ausländer -schlechte Ausländer ~ londonundmehr.com

11) Arabisch to got ~ sarahmaria.de

12) #BloGeHa – Inspiriert durch meinen Sohn ~ living memory.de

13) ABC gegen Hass ~ tages-gedanken.de

14) Randgruppen und der Umgang mit Diskriminierung in Harry Potter II ~weltenschmiede.wordpress.com

15) Immer wieder hinterfragen ~ iwannaseethewholeworld.wordpress.com

16) Ist Fantasy rassistisch? ~ phanwelten.com

17) Filme gegen Hass ~ fraumargarete.de

18) Von Null auf 300 im Sekundentakt ~ 7hundert.blogspot.de

19) Against Homophobia ~ bella-luna-tic.blogspot.de

20) Vier Künste gegen Hass ~ reviewoneverything.wordpress.com

21) Türkisch Melange

22) Über die Verfolgung psychischer Kranker ~ weltkrehrt.de

23) Reise in den Orient ~ orientsonne.de

24) Hassende haben keinen Wert ~ helmut.li

25) Leben an der Grenze Teil I ~ herr-r-schreibt.blogspot.de

26) Randgruppen und der Umgang mit Diskriminierung in Harry Potter III ~ weltenschmiede.wordpress.com

27) „Genderisierung“ für Dummies ~ carmilladewinter.com

28) Der Hass in uns Menschen ~ backview.eu

29) Abgrundtiefer Hass – zu stark, um ihn zu ertragen ~ lexasleben.de

30) Hotelbewertungen from hell ~ notestoherself.de

31 Leben an der Grenze Teil II ~ herr-r-schreibt.blogspot.de

32) Über Vielfalt – im Garten und überhaupt ~ kistengruen.de

33) Hebräisch to your Heart ~ sarahmaria.de

34) Wehret den Anfängen ~ daetschemol

35) Was ist Hass? ~ ZantoX.de

36) Persönlicher Hass ~ bella-luna-tic.blogspot.de

37) Gedankensplitter zu Blogger gegen Hass ~ lesen.abs-textandmore.de

38) Bantu for real ~ sarahmaria.de

Demo in Bremen gegen Pegida AfD

[31.01./Bremen] Demo gegen Pegida & den AfD-Parteitag

In Sachen Politik ist es ja grad fürchterlich modern über Befindlichkeiten zu sprechen. Über Ängste, Empfindungen und Zipperlein. Darüber, dass das via Geburtsrecht annektierte Boot voll ist. Dass sich 40% wie Fremde im eigenen Land fühlen. – Bei gerade mal 5% der Bevölkerung, die sich zum Islam bekennen. Und von denen vermutlich eine nicht gerade unerhebliche Zahl in etwa so viel mit dem Islam zu haben, wie der Durchschnitts-Weihnachts-Kirchgänger mit dem Christentum. Es geht um gefühlte Überfremdung und um Hausrecht. Sozusagen.

Wer über Gefühle sprechen möchte, gerne mitteilen möchte, warum er Neid oder geradezu Hass auf Menschen verspürt, die z.T. ohne Nichts, nicht einmal mit dem Leben ihrer Verwandten, hier her kommen. Wer tatsächlich gerne darüber sprechen möchte, warum er oder sie lautstark von einem vagen Gefühl der Überfremdung reden möchte, anstatt erstmal dafür zu sorgen, dass jeder hier auf dem Planeten wenigstens ein Dach über dem Kopf hat. Soll das bitte nicht mit mir tun. Ich fühle mich belästigt, geradezu angeekelt. Es ist mir peinlich. So peinlich, wie ein Typ – Irgendeiner – der einem anderen mit Krückstock ein Bein stellt. Es lässt mich am Grundsätzlichen, am Menschen an sich zweifeln. Verzweifeln.

Ernstgenommen fordert die Pegida und ihr alles verdauender Bandwurm, die AfD, genau eins: Dass sie das Volk seien. Nur sie. Welches zu bestimmen hat, wer ihnen passt – und wer nicht. Welche Gefühle eine Berechtigung haben (Überfremdung) und welche nicht (Angst vor Krieg/ Hunger/ Krankheit/ Tod/ Der Wunsch nach Glück). Damit möchte ich nichts zu tun haben. Ich bin dieses Volk nicht, ich bin ein anderes.

Ihr Pegida’lis und AfD’ler, ihr habt Angst? Angst vor Überfremdung, Angst vor dem Euro, Angst vor der Lügenpresse, Angst vor Arbeitslosigkeit. Wie wäre es, wenn ihr euch um die Ursachen dieser Probleme kümmert, um Lösungen – anstatt euren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Verbündet euch mit denen, die ebenfalls vom katastrophalen Ungleichgewicht auf der Welt betroffen sind – nur härter. Viel härter! Kümmert euch darum, dass der Sozialstaat auf- statt abgebaut wird. Dass mehr Geld in Bildung fließt, setzt euch für mehr Integration ein, unterstützt Gewerkschaften, die für faire Arbeitsbedingungen kämpfen und fordert eine Regierung ein, die mehr soziale Verantwortung übernimmt.

Ihr wollt außerdem etwas gegen den radikalen Islamismus unternehmen? Ihr wollt, dass er sich hier nicht breit machen kann? Dann fragt doch am besten mal an erster Stelle nach: Bei denen, die vor diesem Wahnsinn geflohen sind und hier ein neues zu Hause finden möchten oder schon gefunden haben. Sie sind sicher froh über Verbündete.

Also kommt alle hin! Zur Demo.
Gegen Pegida und den Bundesparteitag der AfD
Für Solidarität und soziale Gerechtigkeit

Samstag, den 31. Januar 2015 um 13h am Brill
Zum Demo-Aufruf geht es hier entlang.
Alle Infos gibt es außerdem auch auf Facebook. Dort hat die Veranstaltung bereits knapp 3000 TeilnehmerInnen.

Zu der Demo ruft ein breites Bündnis aus Gewerkschaften (z.B. DGB, ver.di), Parteien (Die Linke, Piraten, DKP, Grüne Jugend, Jusos Bremen, MLPD, PYD), Verbänden (z.B. AWO, attac, Asta-Bremen, Flüchtlingsrat Bremen, Wagenplatz Querlenker e.V., Biratî e.V., Gesamtschüler*innenvertretung, Saidi Kurdi Bildungs- und Jugendzentrum oder Stadtkommune Alla Hopp), Kirchen (z.B. Ev. Immanuel-Gemeinde oder Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt) und dem Bündnis gegen Nationalismus auf –> Eine Liste findet ihr hier.

Am Freitag, 30. Januar um 19:00h findet in Bremen außerdem eine Podiumsdiskussion zum Thema „Vom Rand bis zur Mitte: Rechtspopulismus, Rassismuss, AfD“ statt. Mehr Infos findet ihr hier.

Zingst_im_Wind

Zingst im Wind

Ich erwähnte ja bereits hier und da, dass der werte Herr S. ein Mann von Meer ist. Genauer gesagt vom Meer der Ostsee – der Ostsee vor Zingst. Zingst: Das ist gefühlt eine Insel, jedoch eigentlich keine. Denn Zingst ist via Rostock, Dierhagen, Ahrenshoop auch über das Festland zu erreichen. Ja. Oder eben mit Hilfe einer schwenkbaren Schwimmbrücke über den Bodden: Der Meiningenbrücke. Beides war jedoch nicht immer der Fall. Erst seit rund 150 Jahren ist Zingst keine Insel mehr.

Jedenfalls: Fahren der Herr S. und ich öfter mal dorthin. Er war das letzte Mal über Weihnachten dort – ich im Juni. Aber dieses Mal waren wir nicht nur wegen der wunderhübschen Ostsee vor Ort, sondern weil die Oma vom Herrn S. einen runden Geburtstag zu feiern hatte. Dazu lud sie herzlichst ein – und wir kamen natürlich. Gerne.

Die Familienfotos vom Essen, nochmal Essen und dem anschließendem geselligen Beisammensein lasse ich dort im Familienalbum. Doch der Herr S. und ich haben uns natürlich trotz Sturm an die Ostsee gewagt. Wobei der Herr S. da etwas bedächtiger ist: Eben nicht den unbändigen touristischen Drang verspürt auf jeden Fall und unter allen Umständen den Strand besuchen zu müssen. –> Ich hingegen schon. Und so konnte uns bzw. mich weder Regen, Hagel, Wind noch Sturm aufhalten. Der. Strand. Musste. Sein. Ja: Und dafür, dass wir uns getraut haben, hatten wir ihn auch für uns. Allein. Komplett. Als ultimative Belohnung!

Zingst_am_Strand

Nun. Ja. Aber um ehrlich zu sein, haben wir es nicht allzu lange dort ausgehalten. Sind sogar wieder recht schnell zurück nach Hause gekrochen. Auf dem schnellsten Wege – um genau zu sein: Durch den Wald. Denn ihr müsst wissen, der Herr S. ist nicht nur ein Mann vom Meer, sondern nahezu gleichermaßen ein Mann aus dem Wald. Er wohnt direkt am Waldrand.

Vom Strand aus mussten wir nur einmal quer hindurch, durch den Wald. Wir hätten natürlich auch außen drum herum gehen können: Aber dann wären es statt erfreulichen 10 Minuten Fußweg, gleich mal locker 30 gewesen. Und angesichts dieser Sachlage haben wir sämtliche uns bekannten Warnungen, man solle bei Sturm besser nicht durch einen Wald spazieren, buchstäblich in den Wind geschlagen. Ein Fehler: Wie wir schon bald  feststellen mussten.

Überall illustrierten uns entwurzelte Bäume diesen jenen unseren fatalen Fehler. Manche haben gleich andere mitgerissen – wie Dominosteine. Nur eben größer. Viel größer. Und als sich dann schließlich eine Birke entschloss direkt vor uns herunterzukrachen, dabei sogar noch im Fall auseinander schellte und mit lautem Getöse Baumteile im Umkreis von zwei Metern umherschoss. Ja. Dann. Da: Sind der Herr S. und ich aus dem Stand losgesprintet! Als wären die Blair Witch Hexe und Hannibal Lecter gleichzeitig hinter uns her. – Zusammen mit Dieter Bohlen.

Zingst_Wald

Am Sonntag, sprich heute, ging es dann schon wieder zurück nach Bremen. Leider. Und angesichts des Bahn-Verkehrschaos, das das Sturmtief Felix hinterlassen hatte, sind wir dankbar dem Vorschlag der Frau im Hause, also der Mutter von dem Herrn S., gefolgt: Doch lieber den Fernbus von Rostock zu nehmen – sie würde uns auch hinfahren.

Eine gute, bis hervorragend gute Entscheidung! Die Reise war günstiger, entspannter, leiser und es gab Kaffee, WLAN sowie eine Steckdose. Das wird ab jetzt öfter gemacht.

Zu Ostern zum Beispiel. Denn dann geht es das nächste Mal nach Zingst. <3

Weihnachten im Harz

Weihnachten im Harz – Teil II

Ich hoffe ihr seid alle gut in das neue Jahr gerutscht! <3 Ich habe Silvester recht ruhig verbracht. Der Herr S. und ich haben uns was gekocht und um 12h die eine oder andere Wunderkerze gezündet. Das war’s. War schön. Und gut. Und ihr? Was habt ihr gemacht?

Silvester 2014

Aber mein eigentliches Anliegen, der Grund dieses Postings ist nicht Silvester, sondern der versprochene und nicht ganz so weihnachtslastige II. Teil aus dem Harz. (Zum äußert weihnachtslastigen Teil I. geht es hier entlang.)

Iberger_Tropfsteinhöhle

Nach Heiligabend, am ersten Feiertag, haben wir uns dann nämlich mal rausgewagt. Trotz Regen möchte ich anmerken. Und zwar und deswegen in die nahegelegene Iberger Tropfsteinhöhle. Der Clou an dieser Tropfsteinhöhle ist, dass sie nicht einfach nur eine Tropfsteinhöhle ist, sondern als Vorbau ein integriertes Museum zu bieten hat. Dort geht es allerdings weniger um die Iberger Höhle, als vielmehr um die nahe gelegene Lichtensteinhöhle. Denn jene hat in Sachen Höhlen-Romantik bzw. -Grusel viel mehr zu bieten: Sie wurde in der späten Bronzezeit (also ca. 1 Jahrtausend v. Chr.) als Bestattungshöhle genutzt. Ja. Und nun. 3000 Jahre später konnten von diesen Bestatteten etwa 65 bis 70 Menschen ausgemacht werden: Deren DNA sich rekonstruieren lies. Damit stellt dieser Fund den weltweit größten DNA-Pool der Bronzezeit dar.

Aber nicht nur das. Das ist noch längst nicht alles: Ausgehend von diesem DNA-Pool wurden vor einigen Jahren 270 freiwilligen Personen, die aus der Region rund um die Höhle stammen, eine Speichelprobe entnommen. Und siehe da: Es konnten tatsächlich 11 Personen ausgemacht werden, die mit den Damen und Herren aus der Höhle verwandt sind. Ja: Damit wäre das der älteste nachweisebare Stammbaum der Welt. Und um eben diesen Fund geht es hauptsächlich in dem Museum vor der Iberger Höhle.

Denn die Lichtensteinhöhle ist für Besucher leider geschlossen. Zum Trost allerdings befindet sich in dem Museum ein originalgetreu nachgebildeter Teil der Höhle: In Form eines 13 Meter langen Ganges, welcher zu begehen bzw. eher zu erkriechen ist.

Ohne Sinn, Verstand, nachzudenken oder wenigstens die Hinweisschilder zu lesen, sind wir allesamt schnurstracks in diesen Gang gekrochen. Was das über uns aussagt sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Nur so viel: Es war dunkel. Es hat quasi geglitzert vor Aufregung. Wir waren drin. Umgehend. Und: Alle.

Meine Schwester vorweg. Gefolgt von meiner Mutter, dann kam ich und zum Schluss mein Vater. Zuerst war alles noch recht muckelig. Die ersten Meter waren eigentlich sogar recht abenteuerlos, aber es dauerte nicht lang, bis wir nur noch gebückt gehen konnten. Tja. Und schließlich kriechen mussten. Aber da gab es dann auch kein Zurück mehr. Oder besser gesagt kaum. Denn meine Mutter, die schon seit Tagen mit ihrem Rücken zu kämpfen hatte, zog es dann doch vor das Abenteuer Abenteuer sein zu lassen und zu wenden. Das Ding war jedoch dermaßen eng, dass umdrehen als Option schwierig wurde. Ihr (inklusive meinem Vater und mir) blieb also nur der Rückwärtsgang. Den wir, nach dem erfolgreichen Manöver meiner Mutter, wieder in ein Vorwärts verwandelten.

Irgendwann dann gab es jedoch tatsächlich kein Zurück mehr und selbst mein Vater musste auf allen Vieren das zu Ende krabbeln, was er begonnen hatte. Wir dachten, wir kämen vielleicht zu einer Nachbildung der Gräber – oder dergleichen. Aber nichts davon war der Fall: Als erstes plobte meine Schwester à la Being John Malkovich recht unvermittelt aus dem Höhlendings. Einfach so. Mitten hinein in eine Touristengruppe: Die nicht so recht wusste, was sie tun oder mindestens denken sollten: Angesichts des Menschenwesens, das da grad aus einem etwa lüftungsschachtgroßen Etwas gepurzelt kam. Denn der Gang endete schlicht und ergreifend da wo er begann: Mitten im Museum – nur halt auf der anderen Seite.

Als ich an der Reihe war, den Geburtskanal zu verlassen, bückte schon eine deutliche Menschen-Traube vor dem Schacht und starrte hinein: Sehr gespannt, was da nun Aufregendes kommen mag. Denn: Ich zog meine Tasche wie eine scheppernde Knochenkette hinter mir her. Hatte also vermutlich den urmenschlichsten Auftritt von uns alles. – Rein akustisch gesehen, versteht sich. Natürlich.

Nach dem Museum ging’s weiter zur eigentlichen Höhlenführung. Sie dauerte in etwa eine halbe Stunde, kostete zusammen mit der Ausstellung 8 Euro Eintritt pro Person und war eine Höhlenführung. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Leider war sowohl im Museum, als auch in der Höhle das Fotografieren verboten. Ich hätte euch natürlich gerne Fotos gezeigt. – Und im Nachhinein betrachtet, hätte ich auch zu gerne ein verwackeltes Blair Witch Handy-Video von unser Exkursion durch das Pappmaché-Getunnel. Schade.

Anschließend, nach der Höhle, sind wir weiter nach Salzgitter. Der erste Feiertag war früher ein besseres Früher. Denn mittlerweile bedeutet er vor allem eins: Zwei Friedhofsbesuche und einen Besuch im Pflegeheim.

Sonnenlicht im Harz

Für den zweiten Feiertag haben wir uns vorgenommen den Iberg nicht nur unterirdisch zu erkunden, sondern auch oberirdisch. Also sind wir hochgeklettert. Wobei „klettern“ reichlich übertrieben ist. Der Aufstieg ist weder steil noch allzu hoch. Es gibt eigentlich nicht viel falsch zu machen. Es sei denn natürlich: Man (in dem Fall wir) hat eine Wanderkarte von 1991. Welche noch den alten Eingang zur Tropfsteinhöhle als Startpunkt annimmt. Dann nämlich ergeben alle folgenden Beschreibungen keinen Sinn mehr. Gar keinen. Beginnend mit: „Gehen Sie am Eingang der Höhle links und folgen Sie dem Pfad, bis zu einer Steigung“. Da links ein Abhang war, entschieden wir uns für das andere links. Und dann für die eher waagerecht anmutende Steigung.

Angekommen sind wir trotzdem. Irgendwie. Und in der Nähe des Gipfels gab es außerdem noch einen Aussichtsturm, der für 40 Cent bestiegen werden konnte. Diesmal gibt es auch Fotos:

Iberg_Harz

Wanderung_auf_den-Iberg

Die letzten drei sind nicht vom Iberg, sondern das ist der nahegelegene Hübichenstein.

Wanderung_Iberg_Harz

Gegen drei, am Nachmittag kam dann der Rest der Familie. Zu Kaffee und Kuchen. Und da es alle sehr gut meinten, sahen wir uns nahezu so viele Kuchen, wie Personen gegenüber. Alles sehr weihnachtlich, also. Von meinem Chemiker-Cousin habe ich außerdem noch erfahren, dass er neuerdings sein eigenes Bier im Keller braut. Ich bin begeistert! :) Nach dem Kuchen ging’s dann einigermaßen übergangslos weiter zu einem italienischen Restaurant, das zwar extrem leckere Pizza im Repertoire hatte – jene jedoch erst 2h nach der Bestellung brachte. Was wir angesichts der äußerst knapp bemessenen Kuchenrationen noch eben gerade so überlebt haben. Es war halt vermutlich das einzige und zudem gute offene Restaurant weit und breit. Und. Dort. Waren. ALLE!

An Weihnachten Tag IV, am 27.12. also, ging es dann hoch Richtung Brocken, zum Torfhaus. Dort lang nämlich Schnee. Und zwar so richtig. <3 Am Torfhaus war ich schon als Kind sehr häufig. Bin dort schon Schlitten und sogar Ski gefahren.

Wandern am Brocken

Diesmal haben wir aber weder das eine, noch das andere gemacht, sondern sind den Goetheweg entlang gewandert. Zumindest ein Stück davon. Es war jedoch dermaßen kalt (so um die -5 C) und vor allem eis-windig, dass wir nicht vorhatten den Brocken komplett zu erklimmen. Hätte auch viel zu lange gedauert: Denn wir waren erst gegen 12h am Torfhaus. Für einmal hoch und wieder runter, sollte man jedoch schon 6h einplanen. Mindestens. Und da wäre es dann schon dunkel gewesen.

Der Plan war daher, dass wir 5 km in etwa umhertingeln – und dann wieder fahren. Aus den 5 km wurden 10 km, weil wir uns mal wieder total verlaufen haben. Zwischenzeitlich sind wir, fernab von all den anderen Weihnachtswanderern, sogar einen zugefrorenen Bach hochgeklettert. Dort ist z.B. das Foto ganz oben entstanden – das Titelbild.

Am Brocken im Harz

Neben kleinen Bächen, Schnee und Bergen gibt es am Brocken vor allem eins: Fichten. Jede Menge Fichten. Große. Kleine. Tote und lebendige. Meine Schwester (hauptberuflich Naturschützerin) pflegt zu sagen: „Willst du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, nichts als Fichten.“ Denn Fichten wachsen forstwirtschaftlich günstig, schnell und hoch, machen aber die Böden kaputt. Ursprünglich war der Wald rund um den Brocken ein Buchen-Mischwald – was wesentlich gesünder für ihn war.

Am_Brocken_Fichten

Ja. Und hier seht ihr mich nun elendig durchgefroren in meinem totchicen Winter-Wonderland-Wanderbarbie-Outfit.

Wandern-im-harz

Zurück am Auto waren wir so formvollendet durchgefroren, dass wir zu viert versucht haben, Kleingeld für den Parkplatz-Kassenautomaten aus dem extra dafür vorgesehenen Schlitz im Auto zu pfriemeln. Es hatte keiner mehr auch nur einen Hauch von Gefühl in den Fingern. Es war wie in dem Film „The Day after Tomorrow“. – Nur schlimmer.

Für den Abend hatten sich noch mein Onkel und meine Tante angekündigt. Sie mussten, durften, konnten sich auch gleich nochmal eine Ladung Fotos ansehen. Sie. Haben. Sich. Halt. Nicht. Gewehrt. Eher im Gegenteil: Mein Onkel verlangte sogar regelrecht danach. Nach Fotos – und nach Tee. Weil er der unumstößlichen Auffassung war, dass er uns eigentlich nur teetrinkend beim Diasgucken kennt. Alles andere wäre irgendwie fremd. Nicht echt. Sozusagen. Unweihnachtlich – geradezu. Die Fotos hat er bekommen, den Tee nicht. Den hat ihm meine Schwester weggetrunken.

Am nächsten Tag dann, ging’s wieder zurück. Ja. Und trotz Kombi konnte man das Auto durchaus als voll bezeichnen. Es war so voll mit voll, dass ich keinen von der Familie auch nur sehen konnte. Es erinnerte genau genommen sehr stark an die Höhlennachbildung. Die 2 Meter x 2 Meter Leinwand, der Beamer, die 100 Reiseführer und Geschenke mussten halt irgendwo hin – und dort konnten wir dann nunmal eben nicht hin. Physik Grundkurs. Gern geschehen.

Fazit: War schön. Im Harz.