Baby, Leben, Dies, Das & Ich
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Die Architektur des Kreises

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Ich lass das mal mit dem Sorry-dass-ich-hier-so-lange-nix-geschrieben-habe-Geeier weg – und komme gleich zum Punkt. Denn: Freunde, ich bin schwanger. So schwanger, dass die Leute in der Straßenbahn ihren Platz räumen – sollten. Was wir – zugegeben – hier in Bremen noch etwas üben müssen. Aber nun. Irgendwas ist ja immer.

Ich bin genau genommen sogar schon inmitten des letzten Drittels. Sprich, Endspurt! Und bereits vor Wochen war ich überzeugt: Schlimmer gehts nimmer. Dass das ultimative Maximum an Dehnbarkeit aus meiner Haut herausgeholt wurde. Dass meine Organe demnächst über Alternativen nachdenken und sich der Magen beispielsweise über die Lunge stülpen wird, während die Nieren wie kleine Engelsflügelchen rückseitig hinaustreten.

Jedoch: Große Überraschung. Das ist nicht passiert. Bisher jedenfalls nicht. Aber was nicht ist, kann schließlich noch werden. Denn laut Terminkalender habe ich noch gut 6 Wochen Zeit dafür. Zeit, in der sich noch allerhand Sonderlichkeiten quer durch das Repertoir der menschlichen Biologie ereignen können.

Das Baby und ich befinden uns nämlich nun eben in der Phase unserer 10-monatigen Symbiose, in der, laut Lehrbuch, der Außenkörper (meiner) wöchentlich rund 500 Gramm und der Innenkörper (seiner) rund 200 Gramm zunehmen soll. – Daran halten wir uns auch beide. Sogar erstaunlich präzise. So, dass das nun fast fertige Baby demnächst die Schallmauer von 2 kg durchbrechen wird. – Und ich. Nun. Reden wir besser nicht drüber.

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Das war in der 21. Schwangerschaftswoche (von üblicherweise 40)

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Und in der 31. Woche. Das Kleid ging mir vor der Schwangerschaft noch bis knapp über das Knie. – Man bemerke auch die um Längen bessere Fotoqualität von meinem alten zu meinem neuen Handy. ;)

Experts by accident

Doch so ein Riesen-Gaudi war das ganze Unterfangen Schwangerschaft bisher nicht immer. Phasenweise (es waren insgesamt 2 längere Phasen) musste ich streng liegen. Eine Tätigkeit, die mir so gar nicht liegt – wie ich feststellen durfte. Denn mal abgesehen von der ersten Woche, in der Serien, Frühstück ans Bett und den lieben langen Tag in Jogginghose noch irgendwie was von den ersten Minuten „Kevin allein zu Haus“ haben, ist der Spaßfaktor dann doch eher begrenzt. Danach wird es nämlich eher wie Flodder. – Und irgendwann wie Stammheim.

Ich lag und lag und lag also. Während der Herr S. – er war immer dabei, an meiner Seite – nebenbei kochte, putzte, wusch. Und arbeitete. Und eine wichtige IT-Prüfung bestand. Und einkaufte. Und mir den Rücken massierte. Oder die Beine. Oder beides. <3

Ja, und nebst Liegerei, als Zugabe sozusagen, gab es noch insgesamt 3 Aufenthalte in der Notaufnahme aufgrund von Blutungen. Um einen stationären Aufenthalt bin ich ebenfalls nicht drum herum gekommen – inklusive einer Fahrt im Krankenwagen von Krankenhaus A nach Krankenhaus B. Immerhin ohne Blaulicht. Aber alles kein Spaß, sag ich euch. Zumal die Sorgen um das kleine Wesen in einem drin, dessen Befindlichkeiten nunmal nicht ebenso zwischendurch abgefragt werden können, sehr schnell, sehr drastisch werden. Um nicht zu sagen Hauptbestandteil aller erdenklichen Gedanken. Umso beruhigender ist es dann, wenn die Ärzte schließlich einen Haken drunter machen und alles in den Grünen Bereich verbuchen. Oder wie es eine Oberärztin so treffend formulierte: „Das Baby zeigt sich von der ganzen Sache völlig unbeeindruckt.“

Fazit: Wir kennen bereits jetzt, prägeburtlich sozusagen, die Kreißsäle in zwei Bremer Krankenhäusern recht gut. Denn: Etwa ab der 24. Woche fackeln die in der Notaufnahme nicht lang – und schicken einen gleich hinauf. Vorsorglich. Erst Recht, wenn, wie bei mir, Blut fließt. Und so sind wir zu den allerersten aller #aprilbaby2018 Eltern geworden, die stets eine fertig gepackte Kliniktasche im Flur stehen haben. Nur für alle Fälle. Inklusive Ersatzladekabel selbstverständlich! (<– Protipp von mir an euch).

 

Das alles – und noch viel mehr!

Aber so eine Schwangerschaft besteht ja höchstglücklicherweise nicht nur aus einer Aneinanderreihung von Arztterminen: Am 28. Oktober spürte ich das erste Kitzeln von der Sorte, die ganz anders war, als jede innseitige Befindlichkeit zuvor. Ein Kitzeln wie Ahoi-Brause, die sich innerlich auflöst. Auf den ersten Blick vielleicht nicht das erhellenste Gefühl. Wenn einem eben nicht bewusst wäre, dass solche Gefühlchen die ersten spürbaren Regungen des neuen Menschens innen drin sind.

Mittlerweile sind diese kleinen Kitzeleien handfesten Tritte. Am liebsten zur Musik. Oder als Protest gegen die eine oder andere Sitzposition meinerseits. Oder gegen die Hand auf den Bauch. Als ultimatives Signal „Ich bin da! – Und ich weiß, dass ihr es auch seid!“. Mal gut gelaunt. Mal eher nicht so. Mal schläfrig. Mal hellwach. Und Mal mit Schluckauf. Mal mit so viel Wums, dass mir nichts anderes übrige bleibt, als verwundert festzustellen, dass es sich doch noch nicht augenblicklich selbst rauskatapultiert hat. In die Welt. Um sein ganz eigenes Business aufzubauen. Dann: Mal wieder so zaghaft, so unkoordiniert und hilflos, dass ich es in Watte wickeln möchte. Inklusive dem ultimativen Versprechen, dass es niemals raus muss. Dort ewig bleiben kann. Ist ja schließlich auch insgesamt viel zu fragwürdig hier draußen. Viel zu ruppig.

Und jeden Tag wächst die Neugier. Darauf: was nun kommt. Wie unser Leben zu Dritt sein wird. Wie es ihm hier bei uns gefällt. Und wie dieser neue Mensch so ist. Was er will. Wie er die Welt (er)findet.

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