Meine Eltern wohnen in Lingen. Der Rest der Familie jedoch nicht. Ich habe zwar auch noch Verwandte in Bam- und Heidelberg, aber zum größten Teil wohnen sie im Raum Braunschweig/Salzgitter. Und genau deswegen ist Weihnachten für uns immer eine riesen Fahrerei: Erst nach Lingen. Von Lingen dann weiter nach Salzgitter und von dort nach Braunschweig – und wieder zurück. Aber diesmal haben wir’s schlau angestellt: Wir haben uns eine bzw. eigentlich gleich zwei Ferienwohnungen im Harz gemietet und einfach die komplette Belegschaft in unterschiedlichen Gruppierungen zu uns eingeladen. Perfekt!
Der Hinweg war einigermaßen kompliziert, denn ihr erinnert euch ja vielleicht, dass ich für die komplette Familie Bier mitbringen wollte. Nicht irgendein Bier, sondern richtig gutes Bier. Und tja: Das. Wiegt. So. Einiges. Abgesehen vom Gewicht, hatte ich tierisch Angst, dass es im Koffer auf einmal „pfump“ macht und sich eine der Flaschen über meine Klamotten ergießt. Ich also den kompletten Urlaub wie frisch aus der Kneipe gerochen hätte.
Nun ja. Es ist alles gut gegangen. Auch wenn der Hannoveraner Bahnhof eine echte Herausforderung war: 10 Liter Bier und 10 Minuten Zeit zum Umsteigen. Das toppt nur das Weihnachten, als ich mich entschlossen hatte, meinen Eltern diverse hübsch bemalte Fliesen zu schenken und ergo mit einem Koffer voller Steine einmal quer durch den Norden gejuckelt bin.
Angekommen im Harz haben wir in Seesen residiert. Das ist noch ziemlich weit unten, am Fuße des Harzes. Als wir die Wohnung gebucht haben, wussten wir ja nicht, wie das Wetter so sein wird – und wollten unserer Verwandtschaft jetzt auch keine etwaigen Schneeketten für einen Besuch bei uns zumuten.
Heiligabend gab’s keine Kirche und diesmal auch keinen Weihnachtsbaum. Ersteres ist bei uns nur von Interesse, wenn dort eine aufregende Architektur und/ oder Deckenmalerei vorzufinden ist. Oder aber Bach-Kantaten und ähnlich hübsches Zeug gespielt werden. Zweiteres: Also in Sachen Weihnachtsbaum: Ja, da haben wir uns schlicht und ergreifend dagegen entschieden. So ein toter Baum im Wohnzimmer, hat irgendwie was von einem geschossenen Hirsch an der Wand. Finde ich. Mich gruselt das jedenfalls immer ein bisschen. Aber das muss jeder und jede selber wissen. Es gibt sicherlich auch Weihnachtsbäume aus einem nachhaltigen Anbau. Und einige Bäume müssen schlicht und ergreifend auch einfach raus aus den Wäldern. Viele Fichten zum Beispiel.
In Sachen Essen läuft Heiligabend bei uns immer gleich ab. Es gibt Kartoffelsalat mit zweierlei Bratlingen: Aus Tofu bzw. Grünkern. Erklärend sollte ich vielleicht erwähnen, dass meine komplette Familie vegetarisch isst. Schon seit über 30 Jahren, lange vor meiner Geburt. Und ja: Genau dieses jene welche Ensemble essen wir zu Weihnachten immer. Seit ich denken kann immer. Bis auf ein einziges Mal: Da haben wir ein aufwendiges mehrgängiges Menü gekocht, standen allesamt den kompletten Tag in der Küche – um dann am Ende mit langen Gesichtern vor unseren Maronenschaumsüppchen, selbstgefüllten Artischocken und aufwendigen Pastakreationen zu hocken. War uns halt nicht weihnachtlich genug die ganze Sache.
Nur in Sachen Nachtisch, da sind wir vollumfänglich traditionslos. Da probieren wir jedes Jahr etwas anderes Leckeres aus. Jeder schlägt ein Rezept vor und eins davon macht schließlich das Rennen. Dieses Jahr haben wir uns für Sarah’s Himbeer-Mascarpone-Creme mit weißer Schoki entschieden. Und: Es war eine gute Wahl! Eine sehr gute sogar.
Jedoch. Noch vor dem Essen gibt es eines: Nämlich Bescherung. Wir haben irgendwann beschlossen, dass es für uns alle entspannter ist, wenn wir ganz entspannt die Spannung vor dem Essen lösen und ganz einfach kurz nach Einbruch der Dunkelheit das mit den Geschenken machen:
Ich habe eine Kamera bekommen. Kreisch!! Eine Canon EOS 400D – um genau zu sein. Endlich müssen der Herr S. und ich keine Grabenkämpfe mehr ausfechten, wer, wann, wie und wo die Kamera bekommt -> seine Kamera wohlbemerkt. Denn jetzt habe ich meine eigene! Oben drauf gab’s noch ein Tuch aus Nepal, mein Lieblingsparfum, einen Gutschein, die obligatorischen Socken und ein Wiege- sowie Keramikmesser von meiner Schwester. Lief also äußerst hervorragend für mich. :D
Tja. Und danach kam das, was kommen musste: Wir haben uns Fotos angeschaut. Viele Fotos. Sehr viele. Ich erwähnte ja schon, dass meine Familie dahingehend zu Übertreibungen neigt. <– sparsam ausgedrückt. Mein Vater hat eigens für Heiligabend den Beamer plus Leinwand mit in die Ferienwohnung geschleppt. Ja. Und natürlich nicht irgendeine Leinwand, sondern eine 2 Meter x 2 Meter Leinwand. Selbstredend.
Den Anfang machte meine Schwester mit rund 400 Bildern quer durch Costa Rica. Ich legte mit etwa 500 vom ganzen Jahr nach und mein Vater schoss schließlich mit über 900 Nepal-Fotos den Vogel ab. Klingt erstmal verrückt, war aber wirklich: Schön. Gemütlich. Entspannt. Urig. Unterhaltsam. Nun. Aber ich gucke auch voller Ekstase 6-stündige Wagner-Opern. Bin also eventuell kein Maßstab. ;)
So. Denn. Das war’s erst einmal mit „Weihnachten im Harz“. Vorerst jedenfalls. Den zweiten Teil lade ich in der nächsten Woche hoch. Da gibt es dann auch Schnee und Berge!
Damit verabschiede ich mich von euch aus diesem Jahr. Für mich war es ein wirklich schönes Jahr – und ich freue mich auf 2015. Euch allen einen guten Rutsch! Kommt gut rein, fühlt euch von mir gedrückt und lasst es euch richtig gut ergehen. <3