Am vergangenen Wochenende gab’s in Bremen anlässlich des europäischen Tages der Meere entlang der Weser diverse Aussteller, Händler, Fressbuden, Schiffe und was sonst noch so dazu gehört, um von der Bremer Schlachte bis hin zur Überseestadt die Menschen zu bespaßen.
Nun. Da ich dort war und da das Plastik-Thema viel häufiger in meinem Leben eine Rolle spielt, als hier im Blog (da und dort schon), möchte ich dringend meine dort vom NABU, BUND und Greenpeace gesammelten Infos zum Plastik-Wahnsinn in den Weltmeeren an euch weitergeben:
Wer von euch das nächste Mal gemütlich am Strand sitzt, den eigenen oder fremden Kindern dabei zusieht, wie sie einen Sandkuchen backen und wie sie ihn anschließend in den Mund stecken, wird sich wahrscheinlich bisher entweder nix gedacht haben, oder aber an die eigenen Sandkuchen oder vielleicht auch daran, dass es das Immunsystem stärkt, aber vermutlich nicht daran, dass viele Sandstrände mittlerweile aus einem beachtlichen Teil aus Plastikkörnern bestehen.
Allein in der Nordsee landen jedes Jahr 20.000 Tonnen Müll. Davon sind 75% Plastik und Styropor. Jedes Jahr wird das Plastik in den Meeren mehr, denn es braucht bis zu 450 Jahre, um zu verrotten. Während dieses Zersetzungsprozesses wird es im Meer „kleingerieben“ – ähnlich wie Sand. Und genau wie Sand auch teilweise wieder an die Küsten gespült.
Weltweit gesehen landen jährlich rund 6,4 Mio Tonnen Müll im Meer. 80% davon kommen vom Festland. 15% des Mülls treibt an der Oberfläche, 70% sinkt auf den Meeresgrund und die übrigen 15% schwappen irgendwann an irgendeinem Strand an. Und nicht unbedingt an der nächstgelegenen. Denn Winde und Strömungen verteilen den Müll weltweit. Die Reinigung der Küsten und Häfen kostet jedes Jahr mehrere Millionen Euro.
Ein Beispiel, das ich beim BUND gefunden habe, macht das sehr gut deutlich: Am 10. Januar 1992 hat ein Frachter im Nordpazifik 12 Container mit insgesamt 28.800 Quietscheenten verloren. Im November kamen die ersten Enten in Alaska an. Ein bis zwei Jahre später dann auch auf Hawaii. 1995 schwammen rund 10.000 Enten im Norden durch die Beringstraße und weitere 19.000 waren gen Sünden gezogen. Einige von ihnen erreichten Indonesien und Australien, aber auch Südamerika. 2003 schwammen dann die ersten Enten auch im Atlantik. Ein paar von ihnen konnten an der Ostküste der USA aber auch an der Küste Schottlands gefunden werden. Insgesamt wurden erst ca. 1000 der Enten gefunden. Bis 2022 werden noch weitere Funde erwartet.
Einige der Enten werden mittlerweile auf den Grund gesunken sein, andere sind in den Mägen der Tiere und damit in der Nahrungskette, das heißt auch in unseren Mägen. Wieder andere sind mit Sicherheit auch in einem der fünf großen Müllstudel gelandet. Die dermaßen riesig sind, dass man sie vom Weltraum aus sehen kann. – Was ganz und gar nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass der im Nordostpazifik (nördlich von Hawaii) in etwa so groß wie Mitteleuropa ist!
Das Plastik im Meer verrottet zwar nicht, es lösen sich aber diverse Stoffe wie Weichmacher und speziell Bisphenol A heraus. – Welches im Verdacht steht bereits in geringen Mengen Schäden im Hirn und Veränderungen im Hormonsystem zu verursachen. Neuere Studien bringen Bisphenol A auch in den Zusammenhang mit Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislaufproblemen.
Seit 2002 werden Eisvögel, die im OSPAR-Gebiet (Nordsee & Nordostatlantik) tot angespült werden untersucht. Ihr Mageninhalt wird als Indikator für die Müllbelastung genutzt: Rund 95% der Vögel haben Plastik in ihren Mägen, durchschnittlich 30 Teile pro Vogel.
Größere Plastikteile, wie herrenlose Fischernetze, Schnüre oder auch Sixpack-Träger aus Plastik sind eine akute Gefahr für viele Tiere, wie Seevögel, Schildkröten, Robben und Wale: Sie verheddern sich darin und ertrinken. Kleinere Plastikteile werden von den Tieren mit Nahrung verwechselt. Sie können sie nicht verdauen und verhungern mit vollem Magen oder sterben an inneren Verletzungen.
Schätzungen der UNEP (UN-Umweltprogramm) zufolge schwimmen auf jedem Quadratkilometer Wasseroberfläche bis zu 18.000 Plastikteilchen – die außerdem auch noch die Eigenschaft besitzen, andere Umweltgifte im Meer wie DDT oder PCB anzuziehen. Diese setzen sich an ihren Oberflächen fest.
….ach so, und sagte ich schon dass viele Sandstrände mittlerweile zu einem beachtlichen Teil aus Plastik- statt Sandkörnern bestehen?