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Weihnachten im Harz – Teil II

Weihnachten im Harz

Ich hoffe ihr seid alle gut in das neue Jahr gerutscht! <3 Ich habe Silvester recht ruhig verbracht. Der Herr S. und ich haben uns was gekocht und um 12h die eine oder andere Wunderkerze gezündet. Das war’s. War schön. Und gut. Und ihr? Was habt ihr gemacht?

Silvester 2014

Aber mein eigentliches Anliegen, der Grund dieses Postings ist nicht Silvester, sondern der versprochene und nicht ganz so weihnachtslastige II. Teil aus dem Harz. (Zum äußert weihnachtslastigen Teil I. geht es hier entlang.)

Iberger_Tropfsteinhöhle

Nach Heiligabend, am ersten Feiertag, haben wir uns dann nämlich mal rausgewagt. Trotz Regen möchte ich anmerken. Und zwar und deswegen in die nahegelegene Iberger Tropfsteinhöhle. Der Clou an dieser Tropfsteinhöhle ist, dass sie nicht einfach nur eine Tropfsteinhöhle ist, sondern als Vorbau ein integriertes Museum zu bieten hat. Dort geht es allerdings weniger um die Iberger Höhle, als vielmehr um die nahe gelegene Lichtensteinhöhle. Denn jene hat in Sachen Höhlen-Romantik bzw. -Grusel viel mehr zu bieten: Sie wurde in der späten Bronzezeit (also ca. 1 Jahrtausend v. Chr.) als Bestattungshöhle genutzt. Ja. Und nun. 3000 Jahre später konnten von diesen Bestatteten etwa 65 bis 70 Menschen ausgemacht werden: Deren DNA sich rekonstruieren lies. Damit stellt dieser Fund den weltweit größten DNA-Pool der Bronzezeit dar.

Aber nicht nur das. Das ist noch längst nicht alles: Ausgehend von diesem DNA-Pool wurden vor einigen Jahren 270 freiwilligen Personen, die aus der Region rund um die Höhle stammen, eine Speichelprobe entnommen. Und siehe da: Es konnten tatsächlich 11 Personen ausgemacht werden, die mit den Damen und Herren aus der Höhle verwandt sind. Ja: Damit wäre das der älteste nachweisebare Stammbaum der Welt. Und um eben diesen Fund geht es hauptsächlich in dem Museum vor der Iberger Höhle.

Denn die Lichtensteinhöhle ist für Besucher leider geschlossen. Zum Trost allerdings befindet sich in dem Museum ein originalgetreu nachgebildeter Teil der Höhle: In Form eines 13 Meter langen Ganges, welcher zu begehen bzw. eher zu erkriechen ist.

Ohne Sinn, Verstand, nachzudenken oder wenigstens die Hinweisschilder zu lesen, sind wir allesamt schnurstracks in diesen Gang gekrochen. Was das über uns aussagt sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Nur so viel: Es war dunkel. Es hat quasi geglitzert vor Aufregung. Wir waren drin. Umgehend. Und: Alle.

Meine Schwester vorweg. Gefolgt von meiner Mutter, dann kam ich und zum Schluss mein Vater. Zuerst war alles noch recht muckelig. Die ersten Meter waren eigentlich sogar recht abenteuerlos, aber es dauerte nicht lang, bis wir nur noch gebückt gehen konnten. Tja. Und schließlich kriechen mussten. Aber da gab es dann auch kein Zurück mehr. Oder besser gesagt kaum. Denn meine Mutter, die schon seit Tagen mit ihrem Rücken zu kämpfen hatte, zog es dann doch vor das Abenteuer Abenteuer sein zu lassen und zu wenden. Das Ding war jedoch dermaßen eng, dass umdrehen als Option schwierig wurde. Ihr (inklusive meinem Vater und mir) blieb also nur der Rückwärtsgang. Den wir, nach dem erfolgreichen Manöver meiner Mutter, wieder in ein Vorwärts verwandelten.

Irgendwann dann gab es jedoch tatsächlich kein Zurück mehr und selbst mein Vater musste auf allen Vieren das zu Ende krabbeln, was er begonnen hatte. Wir dachten, wir kämen vielleicht zu einer Nachbildung der Gräber – oder dergleichen. Aber nichts davon war der Fall: Als erstes plobte meine Schwester à la Being John Malkovich recht unvermittelt aus dem Höhlendings. Einfach so. Mitten hinein in eine Touristengruppe: Die nicht so recht wusste, was sie tun oder mindestens denken sollten: Angesichts des Menschenwesens, das da grad aus einem etwa lüftungsschachtgroßen Etwas gepurzelt kam. Denn der Gang endete schlicht und ergreifend da wo er begann: Mitten im Museum – nur halt auf der anderen Seite.

Als ich an der Reihe war, den Geburtskanal zu verlassen, bückte schon eine deutliche Menschen-Traube vor dem Schacht und starrte hinein: Sehr gespannt, was da nun Aufregendes kommen mag. Denn: Ich zog meine Tasche wie eine scheppernde Knochenkette hinter mir her. Hatte also vermutlich den urmenschlichsten Auftritt von uns alles. – Rein akustisch gesehen, versteht sich. Natürlich.

Nach dem Museum ging’s weiter zur eigentlichen Höhlenführung. Sie dauerte in etwa eine halbe Stunde, kostete zusammen mit der Ausstellung 8 Euro Eintritt pro Person und war eine Höhlenführung. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Leider war sowohl im Museum, als auch in der Höhle das Fotografieren verboten. Ich hätte euch natürlich gerne Fotos gezeigt. – Und im Nachhinein betrachtet, hätte ich auch zu gerne ein verwackeltes Blair Witch Handy-Video von unser Exkursion durch das Pappmaché-Getunnel. Schade.

Anschließend, nach der Höhle, sind wir weiter nach Salzgitter. Der erste Feiertag war früher ein besseres Früher. Denn mittlerweile bedeutet er vor allem eins: Zwei Friedhofsbesuche und einen Besuch im Pflegeheim.

Sonnenlicht im Harz

Für den zweiten Feiertag haben wir uns vorgenommen den Iberg nicht nur unterirdisch zu erkunden, sondern auch oberirdisch. Also sind wir hochgeklettert. Wobei „klettern“ reichlich übertrieben ist. Der Aufstieg ist weder steil noch allzu hoch. Es gibt eigentlich nicht viel falsch zu machen. Es sei denn natürlich: Man (in dem Fall wir) hat eine Wanderkarte von 1991. Welche noch den alten Eingang zur Tropfsteinhöhle als Startpunkt annimmt. Dann nämlich ergeben alle folgenden Beschreibungen keinen Sinn mehr. Gar keinen. Beginnend mit: „Gehen Sie am Eingang der Höhle links und folgen Sie dem Pfad, bis zu einer Steigung“. Da links ein Abhang war, entschieden wir uns für das andere links. Und dann für die eher waagerecht anmutende Steigung.

Angekommen sind wir trotzdem. Irgendwie. Und in der Nähe des Gipfels gab es außerdem noch einen Aussichtsturm, der für 40 Cent bestiegen werden konnte. Diesmal gibt es auch Fotos:

Iberg_Harz

Wanderung_auf_den-Iberg

Die letzten drei sind nicht vom Iberg, sondern das ist der nahegelegene Hübichenstein.

Wanderung_Iberg_Harz

Gegen drei, am Nachmittag kam dann der Rest der Familie. Zu Kaffee und Kuchen. Und da es alle sehr gut meinten, sahen wir uns nahezu so viele Kuchen, wie Personen gegenüber. Alles sehr weihnachtlich, also. Von meinem Chemiker-Cousin habe ich außerdem noch erfahren, dass er neuerdings sein eigenes Bier im Keller braut. Ich bin begeistert! :) Nach dem Kuchen ging’s dann einigermaßen übergangslos weiter zu einem italienischen Restaurant, das zwar extrem leckere Pizza im Repertoire hatte – jene jedoch erst 2h nach der Bestellung brachte. Was wir angesichts der äußerst knapp bemessenen Kuchenrationen noch eben gerade so überlebt haben. Es war halt vermutlich das einzige und zudem gute offene Restaurant weit und breit. Und. Dort. Waren. ALLE!

An Weihnachten Tag IV, am 27.12. also, ging es dann hoch Richtung Brocken, zum Torfhaus. Dort lang nämlich Schnee. Und zwar so richtig. <3 Am Torfhaus war ich schon als Kind sehr häufig. Bin dort schon Schlitten und sogar Ski gefahren.

Wandern am Brocken

Diesmal haben wir aber weder das eine, noch das andere gemacht, sondern sind den Goetheweg entlang gewandert. Zumindest ein Stück davon. Es war jedoch dermaßen kalt (so um die -5 C) und vor allem eis-windig, dass wir nicht vorhatten den Brocken komplett zu erklimmen. Hätte auch viel zu lange gedauert: Denn wir waren erst gegen 12h am Torfhaus. Für einmal hoch und wieder runter, sollte man jedoch schon 6h einplanen. Mindestens. Und da wäre es dann schon dunkel gewesen.

Der Plan war daher, dass wir 5 km in etwa umhertingeln – und dann wieder fahren. Aus den 5 km wurden 10 km, weil wir uns mal wieder total verlaufen haben. Zwischenzeitlich sind wir, fernab von all den anderen Weihnachtswanderern, sogar einen zugefrorenen Bach hochgeklettert. Dort ist z.B. das Foto ganz oben entstanden – das Titelbild.

Am Brocken im Harz

Neben kleinen Bächen, Schnee und Bergen gibt es am Brocken vor allem eins: Fichten. Jede Menge Fichten. Große. Kleine. Tote und lebendige. Meine Schwester (hauptberuflich Naturschützerin) pflegt zu sagen: „Willst du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, nichts als Fichten.“ Denn Fichten wachsen forstwirtschaftlich günstig, schnell und hoch, machen aber die Böden kaputt. Ursprünglich war der Wald rund um den Brocken ein Buchen-Mischwald – was wesentlich gesünder für ihn war.

Am_Brocken_Fichten

Ja. Und hier seht ihr mich nun elendig durchgefroren in meinem totchicen Winter-Wonderland-Wanderbarbie-Outfit.

Wandern-im-harz

Zurück am Auto waren wir so formvollendet durchgefroren, dass wir zu viert versucht haben, Kleingeld für den Parkplatz-Kassenautomaten aus dem extra dafür vorgesehenen Schlitz im Auto zu pfriemeln. Es hatte keiner mehr auch nur einen Hauch von Gefühl in den Fingern. Es war wie in dem Film „The Day after Tomorrow“. – Nur schlimmer.

Für den Abend hatten sich noch mein Onkel und meine Tante angekündigt. Sie mussten, durften, konnten sich auch gleich nochmal eine Ladung Fotos ansehen. Sie. Haben. Sich. Halt. Nicht. Gewehrt. Eher im Gegenteil: Mein Onkel verlangte sogar regelrecht danach. Nach Fotos – und nach Tee. Weil er der unumstößlichen Auffassung war, dass er uns eigentlich nur teetrinkend beim Diasgucken kennt. Alles andere wäre irgendwie fremd. Nicht echt. Sozusagen. Unweihnachtlich – geradezu. Die Fotos hat er bekommen, den Tee nicht. Den hat ihm meine Schwester weggetrunken.

Am nächsten Tag dann, ging’s wieder zurück. Ja. Und trotz Kombi konnte man das Auto durchaus als voll bezeichnen. Es war so voll mit voll, dass ich keinen von der Familie auch nur sehen konnte. Es erinnerte genau genommen sehr stark an die Höhlennachbildung. Die 2 Meter x 2 Meter Leinwand, der Beamer, die 100 Reiseführer und Geschenke mussten halt irgendwo hin – und dort konnten wir dann nunmal eben nicht hin. Physik Grundkurs. Gern geschehen.

Fazit: War schön. Im Harz.

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