In Sachen Politik ist es ja grad fürchterlich modern über Befindlichkeiten zu sprechen. Über Ängste, Empfindungen und Zipperlein. Darüber, dass das via Geburtsrecht annektierte Boot voll ist. Dass sich 40% wie Fremde im eigenen Land fühlen. – Bei gerade mal 5% der Bevölkerung, die sich zum Islam bekennen. Und von denen vermutlich eine nicht gerade unerhebliche Zahl in etwa so viel mit dem Islam zu haben, wie der Durchschnitts-Weihnachts-Kirchgänger mit dem Christentum. Es geht um gefühlte Überfremdung und um Hausrecht. Sozusagen.
Wer über Gefühle sprechen möchte, gerne mitteilen möchte, warum er Neid oder geradezu Hass auf Menschen verspürt, die z.T. ohne Nichts, nicht einmal mit dem Leben ihrer Verwandten, hier her kommen. Wer tatsächlich gerne darüber sprechen möchte, warum er oder sie lautstark von einem vagen Gefühl der Überfremdung reden möchte, anstatt erstmal dafür zu sorgen, dass jeder hier auf dem Planeten wenigstens ein Dach über dem Kopf hat. Soll das bitte nicht mit mir tun. Ich fühle mich belästigt, geradezu angeekelt. Es ist mir peinlich. So peinlich, wie ein Typ – Irgendeiner – der einem anderen mit Krückstock ein Bein stellt. Es lässt mich am Grundsätzlichen, am Menschen an sich zweifeln. Verzweifeln.
Ernstgenommen fordert die Pegida und ihr alles verdauender Bandwurm, die AfD, genau eins: Dass sie das Volk seien. Nur sie. Welches zu bestimmen hat, wer ihnen passt – und wer nicht. Welche Gefühle eine Berechtigung haben (Überfremdung) und welche nicht (Angst vor Krieg/ Hunger/ Krankheit/ Tod/ Der Wunsch nach Glück). Damit möchte ich nichts zu tun haben. Ich bin dieses Volk nicht, ich bin ein anderes.
Ihr Pegida’lis und AfD’ler, ihr habt Angst? Angst vor Überfremdung, Angst vor dem Euro, Angst vor der Lügenpresse, Angst vor Arbeitslosigkeit. Wie wäre es, wenn ihr euch um die Ursachen dieser Probleme kümmert, um Lösungen – anstatt euren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Verbündet euch mit denen, die ebenfalls vom katastrophalen Ungleichgewicht auf der Welt betroffen sind – nur härter. Viel härter! Kümmert euch darum, dass der Sozialstaat auf- statt abgebaut wird. Dass mehr Geld in Bildung fließt, setzt euch für mehr Integration ein, unterstützt Gewerkschaften, die für faire Arbeitsbedingungen kämpfen und fordert eine Regierung ein, die mehr soziale Verantwortung übernimmt.
Ihr wollt außerdem etwas gegen den radikalen Islamismus unternehmen? Ihr wollt, dass er sich hier nicht breit machen kann? Dann fragt doch am besten mal an erster Stelle nach: Bei denen, die vor diesem Wahnsinn geflohen sind und hier ein neues zu Hause finden möchten oder schon gefunden haben. Sie sind sicher froh über Verbündete.
Also kommt alle hin! Zur Demo.
Gegen Pegida und den Bundesparteitag der AfD
Für Solidarität und soziale Gerechtigkeit
Samstag, den 31. Januar 2015 um 13h am Brill
Zum Demo-Aufruf geht es hier entlang.
Alle Infos gibt es außerdem auch auf Facebook. Dort hat die Veranstaltung bereits knapp 3000 TeilnehmerInnen.
Zu der Demo ruft ein breites Bündnis aus Gewerkschaften (z.B. DGB, ver.di), Parteien (Die Linke, Piraten, DKP, Grüne Jugend, Jusos Bremen, MLPD, PYD), Verbänden (z.B. AWO, attac, Asta-Bremen, Flüchtlingsrat Bremen, Wagenplatz Querlenker e.V., Biratî e.V., Gesamtschüler*innenvertretung, Saidi Kurdi Bildungs- und Jugendzentrum oder Stadtkommune Alla Hopp), Kirchen (z.B. Ev. Immanuel-Gemeinde oder Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt) und dem Bündnis gegen Nationalismus auf –> Eine Liste findet ihr hier.
Am Freitag, 30. Januar um 19:00h findet in Bremen außerdem eine Podiumsdiskussion zum Thema „Vom Rand bis zur Mitte: Rechtspopulismus, Rassismuss, AfD“ statt. Mehr Infos findet ihr hier.
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