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re:publica ten 2016

#rpTEN – Die re:publica 2016

Vor diversen Tagen hat die re:publica ihr 10jähriges Jubiläum in Berlin gefeiert. Zeit also, dass der Herr S. und ich uns auch einmal dorthin begeben. Es war für uns beide das erste – und sicher nicht das letzte Mal. Es gab drei Tage lang 400 Stunden Programm in 500 Sessions auf etlichen unterschiedlichen Bühnen. Und nicht zu vergessen: Die zwei größten Discokugeln Europas!

Einige der Sessions wurden aufgezeichnet. Ihr könnt sie euch hier ansehen. Sie sind alle toll! Und ich habe bisher selbst leider auch nur einen Bruchteil gesehen. Eigentlich wollte ich sie alle sehen – und euch hier eine Art „Best of“ präsentieren.  Aber nun. Meine Liste wird immer länger und länger, ist auf keinen Fall vollständig und bis zum heutigen Tag auch erst recht kein „Best of“. – Anschauen könnt ihr sie aber einfach trotzdem. ;)

Weil es so wundervoll an den Anfang passt. Als eine Art Überbau oder Rahmen, den wir immer im Kopf haben sollten. Der ständig bei uns sein sollte. Als „keep it in mind“ Dauergast. Möchte ich mit dem Vortrag von Kübra Gümüşay „Organisierte Liebe“ beginnen. Schaut ihn euch unbedingt an!

Insgesamt gab es auf der re:publica durchaus einen recht eindeutig erkennbaren Schwerpunkt zum Thema Hatespeech und Hetze im Internet. Spannend waren z.B. auch die Vorträge von Ingrid Brodnig „Nichts als die Wahrheit – Warum Lügengeschichten so gut funktionieren“ oder „Die pubertäre Gesellschaft und das Netz“ von Friedmann Karig. In dem Zusammenhang als ernsthaft witzig zu erwähnen sind auf jedem Fall die wunderbaren Datteltäter!

Exakt genau wie in den Jahren zuvor ist der Vortrag von Gunter Dueck einer, den wir alle ausnahmslos sehen – und vor allem einverleiben sollten. Ein Vortrag mit viel Handlungsaufforderung. Schaut ihn euch an! Er hat in diesem Jahr über „Cargo Kulte“ gesprochen.

Sascha Lobo – as usual dort und as usual toll – solltet ihr euch in jedem Fall ebenfalls und dringend ansehen: „The Age of Trotzdem“. Genau wie den großartigen Markus Beckedahl „Fight for your digital rights“.

Einfach spannend war definitiv der Vortrag von Kate Crawford „Know your Terrorist Credit Score“:

Den youtube-Channel von Firas Ashater – ZUKAR kennt ihr ja bestimmt alle. Er hat sich die Frage gestellt „Was alle Flüchtlinge wollen“.

Unter dem Schwerpunkt #re:fugees findet ihr noch viele weitere Vorträge, Projekte und Workshops, wie z.B. den Vortrag von Noor Nazrabi „Smartphones, Lebensretter auf der Flucht“.

Wirklich wahnsinnig spannend fand ich den Lightening Talk mit Johanna Laskawi: „Therapie ohne Couch? Webbasierte Traumatherapie auf Arabisch“. Unter dem Träger „Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin e.V.“ wurden webbasierte Behandlungs-Programme für Menschen in Kriegsgebieten entwickelt. – Um eine therapeutische Betreuung für Menschen mit Depressionen oder Traumafolgestörungen zu ermöglichen, die in ihrem Land keinerlei Zugang zu psychologischer medizinischer Versorgung haben.

Die Website „Ilajnafsy“ ist auf Arabisch, Englisch und Deutsch verfügbar. Der Kontakt findet ausschließlich über das Internet statt. Zu Beginn einer Behandlung wird ein persönliches diagnostisches Gespräch über Skype geführt. Alle Therapeuten und Therapeutinnen sind arabische MuttersprachlerInnen. Im Anschluss und mit Beginn der Therapie findet der Austausch via Schriftverkehr statt.

Die meisten Menschen, die das Programm derzeit nutzen, leben z.B. in Ägypten oder Syrien. Im Moment gibt es therapeutische Kapazitäten für rund 70 Menschen.

Das Programm kann einen signifikanten Rückgang der Symptome nachweisen und wird derzeit weiter ausgebaut. In Kürze wird zudem eine Selbsthilfe-App, die bei leichten depressiven Symptomen Unterstützung bieten soll, bereit gestellt.

 re:publica 2016 in Berlin

Nun. Wie eingangs gesagt: Dies ist nur ein Bruch-Teil. – Und ich würde mich wahnsinnig über weitere Tipps von euch in den Kommentaren freuen. <3

Syrisch kochen

Syrisch kochen 2.0

Der Plan war zu kochen – und zwar Syrisch. Also habe ich mir vor ein paar Wochen zwei Rezepte aus dem Internet ergoogelt und wollte loslegen. Kibbeh und Fate. Ersteres in einer auf vegetarisch umgewandelten Variante. Zweiteres war praktischerweise  gleich von sich aus vegetarisch.

Einfach habe ich es mir natürlich nicht gemacht, sondern zum Essen und insbesondere natürlich für den ultimativen Geschmackstest „for real“ einen Freund aus Syrien eingeladen, der zusammen mit dem Herrn S. als Jury zur Tat schreiten sollte. Und dies auch tat:

No. I die vegetarische Kibbeh hat den Geschmackstest zu 100% bestanden – wurde umfassend und in allen Feinheiten gelobt. In Form. Geschmack. Geruch. Pflicht und Kür bestanden. Allerdings. Und ganz offenkundig in der falschen Disziplin. Aus Versehen. Selbstredend. – Denn  der Expertenstab, der syrische Part, meiner 2-Mann-Jury schloss sein ausuferndes Lob mit der schlicht-leisen Frage: „Hhh. And what was it again?“
Fazit: Kibbeh – nöp. Lecker – trotzdem!

Kibbeh

No. II die Fatte ist etwas worüber man eigentlich ausufernd schweigen möchte – und sollte. Eigentlich. – Wenn es nur zwei gewissen Herren nicht so umfassend viel Freude bereiten würde, sie als Vergleichsgröße für allerhand Schlimm-Schlechtes zu bemühen. Sie im Grunde immer dann in unser aller Erinnerung zu katapultieren, wenn wirklich sämtlich Alles weit davon entfernt ist zu gelingen. Wenn die Ereignisse, die Umstände, das Wetter und jedes Überhaupt ein schlechter Scherz zu sein scheint. Eben dann.
Kurzum: Sie ist nicht gelungen.

Aber. Gestern Abend dann. Wurde ein weiterer Versuch gewagt. Nicht von mir. Diesmal – zu Viert, nicht zu Dritt. Der syrische Expertenstab wurde also nichts geringeres als Verdoppelt. Es gab die Fatteh zu selbstgemachter Pizza und Salat. – Auch wenn das rein offiziell betrachtet offenbar eine eher ungewöhnliche – um nicht zu sagen absurde – Menüplanung war. Denn Fatte wird üblicherweise zum Frühstück gegessen. Aber nun. Es ging ja vor allem darum, wie es richtig geht. Und eigentlich ist es auch gar nicht schwer. Aber sagen wir einfach mal abschließend: Ich hatte das Grundkonzept. Das Gerüst, die Idee just und kolossal missverstanden. Offenkundig:

Ihr braucht für die Fatte:
>> 3 Fladen arabisches Brot
>> 500-600 ml Joghurt
>> Kichererbsen aus dem Glas
>> Tahine 3-4 EL
>> Kichererbsenpaste 2 EL
>> Öl
>> 3 Knoblauchzehen
>> Nüsse (Bei uns Cashewkerne)
>> Butter

Zuerst das Fladenbrot in kleine Quadrate schneiden. Dann in Öl frittieren. Auf Küchenkrepp abtropfen und -kühlen lassen. Die Nüsse in Butter rösten – und ebenfalls abkühlen lassen. Nun den Joghurt mit Tahine, Kirchererbsenpaste und Knoblauch mixen.

Nun zuerst 90% von dem gerösteten Brot in eine Schüssel geben. Die Kichererbsen darüber verteilen und den Joghurt obenauf gießen. Die Nüsse und das übrige Brot oben drauf verteilen. Nun noch etwas Butter schmelzen und leicht braun werden lassen. Sie wird dann oben drüber gegossen. Wenn es zischt – ist es richtig.

Das ist aber nur eine Variante von vielen. Fatte lässt sich z.B. auch mit Auberginen oder diversen anderen Gemüse, ja sogar Fleisch zubereiten. Je nach Lust und Kühlschrankinhalt.

Fatte

Und falls ihr euch fragt, was oben steht. Im Titel: Sei kurz hinzugefügt: Das Titelbild hat rein gar nichts mit der ganzen Kocherei zu tun. Schlicht nix. Sondern und ausschließlich mit mir: Denn da ich dermaßen umfassend stolz darauf bin seit einigen Tagen „Hallo, ich heiße Sarah. Ich wohne in Bremen.“ auf Arabisch schreiben zu können – nutze ich schlichtum jedwede sich bietende Gelegenheit eben dies kund zu tun. Nun – hier: Tadaa!

Und es gibt da noch etwas. Etwas Wichtiges, das ich bei jeder Gelegenheit erwähne:
Ihr wisst ja, dass ich kürzlich zusammen mit einem der Beiden auf Wohnungssuche war. Das war schwer. Und zwar so was von. Mein anderer Freund sucht in Bremen aber leider immernoch vergeblich eine Wohnung: 1-2 Zimmer, maximal 50qm, maximal 377 Euro kalt. Vielleicht kann ja rein zufällig jemand von euch helfen? <3

Frühlingsgefühle

Frühlingserwachen

Er frohlockt der Frühling. Mit Schwung, Charme und Melodie. Hat mich fest im Griff. Lässt mich vor den Blumenwiesen in den Bremer Wallanlagen duftig breit grinsend für Fotos posieren. Jede Menge Samen in Erde drücken und auf dem Balkon frühstücken. Reales Wetter hin und weg.

Ich (<–) war sogar joggen! Gestern. Exakt 41 Minuten. So richtig – am Stück. Und in Bewegung. Langsam zwar. Aber in Bewegung. Bin selbst zutiefst erstaunt. Habe eigentlich vermutet, wenn nicht sogar gewusst, dass ich kurzum gleich hinter oder sogar neben dem Weserstadion zusammenbreche. Mich röchelnd auf eine Parkbank rette – und einfach so tue, als würde ich dort sitzen, um zu sitzen, quasi immer schon sitzen. Metaphorisch pfeifend das romantische Treiben an der Weser beobachten. Mit hochrotem Kopf und hocherhobenen Jogging-Pferdeschwanz zwar. Aber nun.

Und aber wie gesagt: Ist das ganz einfach und ganz interessant nicht passiert. Ich bin vielmehr mit den Großen, den richtigen Joggern, durch den Sportpark geschwebt. Gut. Vielleicht nicht ganz. Vielleicht eher mit dem Kinn zuerst, der Schwerkraft erflehend, nach vorne. Gezogen oder aber ziehend. Aber wie gesagt: 41 Minuten! Die geben mir Recht. Immer. Überall. Kategorisch. Imperative 41 Minuten.

Nebst sportlichen Höchstleistungen – die ich hier selbstredend nur ganz nebenbei erwähnen möchte. Genau wie auf Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat. – Habe ich mich dem Frühling zudem recht klassisch genähert: Mich an das erinnert, was wirklich wichtig ist. Das, was ich bereits anno dazumal (recht genau mit 3 Jahren) als das Höchstwichtigste überhaupt und ähnlich (jedoch in diesem Fall weitaus weniger moralisierend) kategorisch ausgemacht habe. Nämlich: Einen ordentlichen Spielplatz.

Einen mit Schaukel und Dreh-Dings-Scheibe. Auf letzterer habe ich bereits ganze Nachmittage verbracht. Früher. Und sofern ich mich festhalten konnte. Oh. Und: Sogar noch besser sind diese hinunterschwingenden Seilbahnen – bei denen man so schön mit Schwung ins Ende bouncet! Da bin ich aktuell noch auf der Suche, denn eine solche habe ich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft bisher nicht finden können. Leider. Ideen? Anyone?

Jedenfalls: Probiert es auch mal aus. Die Sache mit dem Frühling und dem Spielen!
<3

Wohnungssuche für Flüchtlinge

Wohnungen für Geflüchtete in Bremen

Ich war auf Wohnungssuche. Mal wieder. Doch diesmal nicht für mich – sondern für einen Freund aus Syrien. Mir war schon irgendwie klar, dass es eine nicht gerade leichte Sache wird. Aber, dass es so dermaßen schwer wird, hätte ich wirklich nicht gedacht.

Sicher: Die meisten Träger der Bremer Unterkünfte versuchen zwecks Wohnungsvermittlung Leute bereitzustellen. Jedoch nicht überall. Nun. Und allem voran fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Die Konkurrenz um die Wohnungen ist groß.

Zudem: Ich kannte mich mit dem Formal-Kram schlicht nicht aus – musste mich also erstmal durchfragen. Dabei hatte ich zum Glück Hilfe. Danke @Stadtkontexte! <3 Aber hey: Es ging um eine 1-Raum-Wohnung – nicht um den Palast von Atlantis. Daher dachte ich mir anfänglich: Nun. Na. Läuft schon. Irgendwie:

Ich habe selbstredend sämtlich alle Immobilienportale der Stadt durchkämt, Mails gesendet. Wirklich viele Mails. Davon wurden gerade mal rund 5% überhaupt beantwortet. Nahezu immer Absagen. In 95% der Fälle eben nicht einmal das. Überall dort, wo eine Telefonnummer angegeben war – habe ich angerufen.

Mein Hilfegesuch wurde viel geteilt und geliked. Ich danke euch Allen! <3 Für jeden Retweet, fürs Mitdenken, für eure Likes. Danke! Auf Facebook haben es 1054 Personen gesehen, auf Twitter waren es sogar 11.811 Impressionen. Und Instagram sowie Ello habe ich auch noch bemüht. Bilanz: Eine Telefonnummer – die mir jedoch leider nicht weiterhelfen konnten. Sowie eine Besichtigungs-Möglichkeit.

Gesamt-Ergebnis:
5 Besichtigungstermine. Davon wurde uns einer kurz vorher wieder abgesagt, weil die Wohnung just vergeben wurde. Einen wiederrum haben wir wieder abgesagt bzw. an einen Freund weitergegeben, weil wir fündig geworden sind. Eine Besichtigung verlief recht gut, allerdings war der Vermieter dann plötzlich nicht mehr zu erreichen. Zwei weitere hatten wir an einem Tag – beide haben tatsächlich zugesagt. <3 Und eine dieser beiden Wohnungen war dann der Treffer.

Uns wurden mitunter die seltsamsten grenzüberschreitenden Fragen gestellt – und erwartet, dass diese beantworten werden. Lückenlos selbstverständlich: Wie teuer eine Überfahrt von der Türkei nach Griechenland ist. Zum Beispiel. Und dass bei den Preisen für so eine Überfahrt – die man so hört – es ja wohl drin sein müsste, sich das Deponat nicht vom Amt vorstrecken zu lassen. Mir wurde am Telefon ungefragt ein Vortrag darüber gehalten, was die Definition von Freundschaft sei. Und dass ich unmöglich behaupten könne, es würde sich um einen Freund handeln. Ach. Und: Ganz einfach, ganz klassisch beschimpft wurde ich auch. Natürlich. Leider.

Ich habe mich mitunter wie eine kopfschmerzende Dauerschleife gefühlt. – Und mich zwischendrin immer und immer wieder gefragt, wie es allein sein mag? Ohne Hilfe, ohne eine Art sprachlichen Türöffner. Nahezu unmöglich! – Und um noch ein Vielfaches zermürbender, entmutigend. Ganz sicher.

Daher. Bitte! Falls ihr freie Wohnungen habt oder wen kennt: Hier nun eine kleine Zusammenfassung der Dinge, die wichtig sind zu wissen:

>> Es werden in Bremen für eine Person rund 370 EUR kalt bis zu 50qm bewilligt. Je nach Lage und Angemessenheit – Wohnungen mit 20qm für 370 EUR fallen da sicherlich nicht rein. Quadratmeter und Preis müssen zusammenpassen. Bei mehr Personen steigen Kaltmiete und Quadratmeter.

>> Der Mietvertrag und/ oder das Mietangebot (da gibt es ein Formular) muss erst vom Amt geprüft und bewilligt werden, bevor es unterschrieben werden kann. Die Übernahme/ Vorstreckung der Kaution muss ebenfalls beantragt werden.

>> Es sollte eine Abtretungserklärung unterschrieben werden. Das bedeutet: Das Amt überweist die Miete direkt an die Vermieter. Nicht erst an den Mietenden. Das bedeutet weniger Stress für alle Seiten.

>> Das Amt stellt, nach positiver Prüfung, eine Mietübernahmebescheinigung aus. Dann erst kann der Mietvertrag unterschrieben werden.

>> Im Anschluss kann ein Antrag auf Erstausstattung (Für Möbel, Einrichtung, Hausrat, etc.) gestellt werden.

>> Für Vermietende: Die Stadt Bremen hat eine Hotline eingerichtet. Dort können alle Fragen gestellt und -klärt werden: 0421-115

Und by the way: Ich kenne da noch einen lieben Menschen. Einen Tourismusmanager aus Damaskus, der ebenfalls in Bremen eine Wohnung sucht. Er spricht Arabisch, Englisch, Türkisch – und auch etwas Deutsch. Also – falls ihr Ideen habt! Immer her damit. <3

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Dieser Text ist mein Teil zu der Blogparade „Schreiben gegen Rechts„. Sie läuft noch bis zum 31. März.