Ich will weg. Am liebsten sofort. Und auf der Stelle.
Versteht mich nicht falsch. Bremen ist hübsch. Die Weser, die Schiffe, die Deiche, die flach-weiten Marschlandschaften drum herum. Durchtupft mit Parks, Seen, Bächen und Tümpeln. Die vielen Blumen und Bäume in meiner Straße. Die Höfe dahinter – in die ich vom Balkon aus schauen kann. Alles da, alles hübsch, alles chic. Aber es nützt nunmal nix. Ich will halt weg. Mal was anderes sehen. Nur kurz. Doch dafür recht bald. Bitte.
Irgendwas mit Wasser, Wald und Bergen wäre schön. Meine Vorstellungen sind da durchaus brauchbar elastisch. Doch eines der drei Dinge sollte bitte schon in einem angemessenen Ausmaß vorhanden sein. So sehr massiv bitte, dass Wald, See oder Berg auch ungezoomt auf Googlemaps erkennbar ist.
Und: Weit weg sein, darf es nicht: Denn die nächsten gemeinsamen Urlaubstage vom Herrn S. und mir sind erst im „Once-upon-a-time“ weit entfernt gelegenem September. Folglich müssen wir uns mit einem Wochenende begnügen. Und zwar eins von der ganz normalen Sorte: Eins, das am Freitag um 17h beginnt und am Sonntag nach der Tagesschau wieder endet.
Irgendwas in Niedersachsen wäre also entsprechend ideal. Schleswig Holstein oder Mecklenburg Vorpommern gingen da eventuell auch noch. In Teilen – zumindest. Je nach Bus- und Bahnverbindungen.
Denn: Der Herr S. und ich betreiben Carsharing. Was recht hervorragend funktioniert, da wir nur alle Jubeljahre mal ein Auto brauchen. Und wenn es dann soweit ist, ist uns die Gnade des nicht zu verachtenden Luxus zuteil, aus einem ganzen Fuhrpark wählen zu können -> vom Kleinwagen bis zum Transporter. Es kostet auch nicht viel. Eigentlich. Sofern man für ein paar Stunden oder auch mal einen Nachmittag bucht. Ein ganzes Wochenende hingegen, ist dann doch einigermaßen teuer. Daher die Sache mit dem Bus und der Bahn.
Ideal wären so 1-3h Stunden Fahrt. Mehr nicht. Denn andernfalls lohnt es einfach nicht. Der Harz wäre also toll. Varel gerne auch. Oder gleich eine der Inseln. Über den Dümmer See habe ich auch gesonnen. Genau wie den Timmendorfer Strand. Oder Ratzeburg. Oder das Steinhuder Meer. Ja, und ganz hoch im Kurs derzeit: Die holsteinische Schweiz. In die Gegend um Lübeck passen meine Urlaubsgier und ich aber auch recht bequem hinein.
Ihr seht: Ich bin auf Touren, habe mich festgebissen, bereits viel geblättert in den Katalogen des Internets. Sogar ein-zwei Mal auf Ebay mitgeboten. Dann aber doch lieber auf diesem, jenen oder gleich allen Urlaubsportalen an den Filtern rumgedoktert. Hier und da auch mal den Weg bis ganz zum Ende geklickt. Ganz fast – zumindest. Kurz vor dem Ziel, der Buchung, bin ich dann doch in eine andere Straße des Web-Netzes abgebogen. Habe Wikipedia zu Rate gezogen. Zum Beispiel. Und irgendwann dann schlichtum einfach nur die Wäsche aufgehangen. Mich kurzzeitig sogar mit meinem Balkon begnügt. Ein „Insekt in Blüte“ Foto gemacht. Eins, das sich nun zu den anderen, abervielen auf meiner Festplatte gesellen kann. – Und selbstredend sicher gern noch weitaus mehr Gesellschaft hätte. Gesellschaft aus den Bergen. Dem Wald. Vom Wasser. Gesellschaft, die was zu erzählen hat. Eben.
Bleibt also erstmal nur ein Seufzen – mit Kaffee. Und dann: Dann frage ich den Herrn S., was er von meinen Gelüsten hält. Appelliere einfach vollends unverblümt an seine Unvernunft, an seinen Übermut, seine Sinneslust. Möglicherweise vergisst er ja diskret unsere Sparpläne zugunsten des baldigen Umzugs. Vielleicht erwähnen wir sie einfach nicht. Lassen sie intim und verborgen im Willensbereich des Hirns zurück. Entscheiden einfach mit dem weitaus burleskeren Stammhirn. Er, der Herr S., kann ja weggucken, sich ja die Augen zuhalten, wenn ich buche, wenn ich auf go klicke.
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-> Nur wenige Tage später ging es dann in den Harz. Genauer gesagt, nach Bad Harzburg:
Teil I: Wanderung großer Burgberg, Rabenklippe, Luchsgehege, Baumwipfelpfad.
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