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Syrian Expat Philharmonic Orchestra

Eröffnungskonzert – Syrian Expat Philharmonic Orchestra

Der Herr S. und ich waren am Dienstag Abend im Bremer Sendesaal: Beim Konzert des Syrian Expat Philharmonic Orchestra. Ein Orchester, gegründet von syrischen Musiker*Innen, die nunmehr nicht in ihrer Heimat leben (können). Es ist das erste in ganz Europa und aus einer Idee von Raed Jazbeh geboren. Am Dienstag war das Eröffnungskonzert.

Der Kontrabassist Raed Jazbeh ist vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen, mit seinen Kollegen hat er seither via Facebook Kontakt gehalten. Einige von ihnen kennen sich von der Uni: Sie haben gemeinsam in Damaskus Musik studiert. Andere haben sich auf Konzerten kennengelernt. Manche der Musikerinnen und Musiker haben bereits vor Beginn des syrischen Bürgerkrieges hier in Deutschland oder auch anderenorts in Europa Karriere in einem Orchester gemacht – andere sind erst vor wenigen Wochen nach Deutschland geflohen.

Raed Jazbeh hat sie hier in Bremen zusammengetrommelt. Bis zu ihrem Eröffnungskonzert hatten sie nur vier Tage Zeit gemeinsam unter dem Dirigat von Martin Lentz zu proben.

Das Programm widmeten sie ausdrücklich „Allen, die an Syrien denken“. Sie möchten durch die Musik die Schönheit ihrer Heimat sowie die reiche Kultur schützen, erhalten und weiterleben lassen.

Schmetterlinge_Botanika

Der Abend begann mit der Welturaufführung eines Stückes der syrisch-palästinensischen (Film)Komponistin Suad Bushnaq: „Ghadan“ (= Morgen). Sie lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Kanada. Ihre Musik war ein wundertoll stimmungsvoller Einklang in den Abend. Auf Wunsch von Raed Jazbeh folgte Filmmusik von Ennio Morricone, sowie ein Stück von Astor Piazzolla. Jeweils in einem Orchesterarrangement von Martin Lentz.

Im Anschluss wurden meine beiden persönlichen Highlights des Abends gespielt: Zunächst ein Stück für Orchester und Solovioline von dem in Syrien geborenen Komponisten Kinan Azmeh: „November 22nd“ Er lebt heute in New York. Seine Musik verzahnt Elemente der klassisch arabischen Musik mit Anflügen von Jazz, aber auch der modernen Klassik. Für meine Ohren eine hervorragend spannende Mischung.

Die Solovioline wurde in diesem Stück von Jehad Jazbeh gespielt. Sein Spiel ist vor allem eins: Extrem emotional und extrem klar. Gleichzeitig. Er versteht es, Musik so zu spielen, dass sie deutlich zu einem spricht. Dass sie Gefühle beschreibt und zusammen mit ihnen im Einklang schwingt. Jehad Jazbeh gibt ihnen einen Ton, vielmehr eine Sprache, so dass sie als längst dagewesenes diffuses Etwas eine konkrete Form bekommen und sichtbar werden.

Er legte mit einem eigenem Orchesterarrangement des Stückes „My beautiful Homeland“ von Jeff Barnel nach. Ein zerrend schönes Stück. In dem Schönheit, Verlust und tiefe Sehnsucht in jeder Note spürbar wurden.

Nach diesen eindringlich einbrennenden Stücken folgten Werke von MAias Alyamani, der jene zugleich als Solist an der Geige spielte. Die Stücke hielten für das Orchester großzügige jazzige Big Band Klänge bereit. MAias Alyamani spielte dazu filigrane Muster, die vor allem von einer hohen Fingerfertigkeit zeugten. Kurzum: Es hat großen Spaß gemacht ihm zuzuhören und -sehen.

Der Abend schloss mit dem „Love Song“ von dem algerischen Komponisten Salim Dada sowie einem Stück von der Komponistin Nori El Ruheiban.

Farb-Cocktail

Das Syrian Expat Philharmonic Orchestra hat seinen nächsten Auftritt in Hitzacker. Weitere Konzerte sind geplant, stehen aber derzeit noch nicht fest.

Musikfest Bremen 2015

Musikfest Bremen – Wiener Klassik trifft Romantik

Ihr wisst es ja sicher: Mozart und ich wir sind so <3, sind best friends. Ever. Besuchen uns  äußerst gerne, äußerst oft, äußerst herzlich. Zumeist bei mir im heimischen Wohnzimmer zu Tee oder Kuchen oder Wein – aber mitunter natürlich auch persönlich im Konzertsaal. Genau wie am Samstag: Hier in Bremen und anlässlich des alljährlichen Bremer Musikfestes*.

Diesmal außerdem anwesend: Der Herr Chopin. Denn die beiden Herrschaften Chopin und Mozart teilten sich sozusagen das Samstagabend-Programm: „Wiener Klassik trifft Romantik“. Prime Time. Freilich. Und Ausverkauft.

Unter der musikalischen Leitung von Trevor Pinnock eröffnete die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen den Abend mit der Ouvertüre zu Mozarts Oper „La clemenza di Tito“. Anno dazumal (genauer gesagt 1791) erstmals in Prag uraufgeführt: Anlässlich der Krönung Kaiser Leopolds II.  – mit der Werknummer KV 621.

Nun. Und für den Fall, dass ihr bei der nächsten sich bietenden Konzertpause ein wenig umher prunken möchtet – nun noch ein paar Details:

Mozart selbst hat nicht in seinen Werken umhernummeriert. Das lag ihm ganz offenkundig, ganz einfach nicht. Diese Aufgabe erledigte etwa 100 Jahre nach seinem Tod der gute Herr Köchel. Und brachte Ordnung hinein: Nummerierte recht einfach, recht stoisch, recht chronologisch. Einfach durch. Und galt ab eben da als DAS Mozart-Verzeichnis schlechthin. 1937 wurde es noch ein wenig renoviert: Hier und dort ein bisserl korrigiert, glattgeschliffen und frisch durchgewischt – von keinem Geringeren als Albert Einstein höchstselbst. In den 80ern folgte eine weitere Auflage von weiteren Herren mit weiteren Umbauten:

Insgesamt gibt es nun also in eben jenem durchsanierten Köchelverzeichnis exakt 626 Werke von dem Herrn Mozart. Das macht im Übrigen: Bei ca. 27 Jahren Schaffenszeit 23 Werke pro Jahr. Also im Schnitt rund 2 im Monat – darunter mehrstündige Opern und großangelegte Orchesterwerke.

Die Oper „La clemenza di Tito“ ist also mit der No. KV 621 recht spät einzuordnen: Sie wurde genau genommen nur drei Monate vor Mozarts Tod uraufgeführt – es folgten nur noch fünf weitere Werke. Sein letztes, sein berühmtes Requiem, blieb unvollendet. Im Dezember 1791 verstarb Mozart durchaus plötzlich an „hitzigem Fieselfieber“.

Die tatsächliche Todesursache ist bis heute ungeklärt. Mozart selbst äußerte kurz vor seinem Tod, dass er glaube vergiftet worden zu sein: Seither ranken die Mythen einmal quer hindurch durch diverse Freimaurerlogen, bis hinüber zur Syphilis und den Streptokokken – und sogar noch weiter hinaus: z.B. zu den Hofdemels. Frau Hofdemel war eine von Mozarts Schülerinnen, Herr Hofdemel ein langjähriger Logenkollege. Und in eben jenem Hause Hofdemel spielte sich nur wenige Tage nach Mozarts Tod ein fürchterliches Familiendrama ab: Herr Hofdemel verletzte seine schwangere Frau schwer, fast tödlich, entstellte für alle Zeiten ihr Gesicht und begang anschließend Selbstmord. Ein Stoff, der in der Wiener Schickeria selbstredend für jede Menge Gemunkel sorgte.

Eine andere – weitaus bekanntere, jedoch auch weitaus unwahrscheinlichere – Version vom Tode Mozarts verstrickt seinen Musiker Kollegen Salieri in dessen Tod; und lässt den armen Mann äußerst dumm dastehen. Als Bösewicht mit Hang zum Wahn. Als Depp der Geschichte – ohne eigenes Zutun. Denn er war ein ganz wundervoller Musiker. Hört einfach mal rein!

Musikfest Bremen Chopin

Nach diesem Bremer Konzert-Auftakt legte nun der Herr Chopin mit seinem Klavierkonzert No. 2 in f-Moll nach (hier ein Ausschnitt aus Amsterdam). Gespielt von Maria João Pires. Ihr Spiel ist sehr weich, fließend, irgendwie nahtlos und höchst emotional – ohne dabei pompös in den Kitsch zu entdriften. Sie spielt die Musik in ihrer puren Schönheit – frei von Angst vor fehlender Untermalung. Eben ganz ohne fehlgeplatzte Dramatik. Sie spielt als lege sie ihr ganzes Sein allein in die Kraft der Noten.

Wennauch das Werk an und für sich vermutlich mit verschwenderisch glühenden Wangen geschrieben worden ist: Denn der 19-jährige Chopin komponierte damals im Eifer: Zu der Sängerin Konstancja Gladkowska. Sie war seine Muse – und vielleicht mehr. Was jedoch genau die beiden verband ist weitestgehend ungeklärt. Klar ist nur: Als der junge Chopin kurz nach der Uraufführung seine Heimat Polen für immer verließ, begleiteten ihn auf seiner Reise einige Andenken an die Sängerin.

Musikfest bremen Mozart

Nach Chopin folgte nun erstmal eine Pause. Eine mit Rotwein und Brezel. Eine, wie ich finde, stets sehr sportliche Angelegenheit hier in den deutschen Konzertsälen. Denn man bedenke: Bei einer Pausenlänge von rund 20 Minuten, abzüglich Schlange stehen – sind 0,2l Rotwein eine doch recht ernstzunehmende Herausforderung. Eine, die die nun folgende Jupiter Sinfonie durchaus noch sphärischer klingen ließ.

Jene welche Sinfonie ist Mozarts letzte gewesen: Ihr wird nachgesagt, sie sei eine Art Krönung. Eine logische Konsequenz seines Genies. Ein Gipfel-Zitat an sich selbst. Sie entstand rund 3 Jahre vor seinem Tod. Den klangschönen Namen „Jupiter Sinfonie“ bekam sie allerdings erst im Laufe ihrer Aufführungsgeschichte: Man munkelt sie wurde so genannt, weil sie die ihr innewohnende göttliche Perfektion unterstreicht.

Musikfest Bremen Jupitersinfonie

*Kurzum: Es war ein toller Abend in der Bremer Glocke! Der Herr S. und ich möchten uns in aller Herzlichkeit für die Pressekarten im Rahmen der Veranstaltung bedanken. <3

Noch mehr Berichte zum Musikfest findet ihr bei:
Katharazzi – Eine kleine NachtmusikBlumenbriga – Musikfest Bremen
Ich mags – Bruckners Achte
noapathyallowed – Klavierabend

Mais_Groß_Mackenstedt

#Heidenau – Refugees Welcome <3

Eigentlich wollte ich ja über das Maislabyrinth schreiben. Das in Groß Mackenstedt. Kurz vor Bremen. Eben das in dem wir heute zusammen mit der Frau Mareike und ihrem Herrn S. waren. Ich wollte darüber sinnieren, wie wiederum mein Herr S. gestern voller Kinds-Freude nach Hause kam – nachdem er zufällig am Wegesrand eines der Labyrinth-Werbeplakate entdeckte. Wie er umgehend entschieden hat, dass wir in aller Dringlichkeit dorthin müssen. Nun. Und natürlich auch darüber, dass er – der Herr S. – sich exakt solch ein Labyrinth wünscht, seit er ungefähr vier Jahre alt ist.

Stattdessen kann ich mich nicht recht konzentrieren. Eigentlich gar nicht. Mir fehlt der Sinn in üblicher Freude durch die Sprache zu flanieren. Einen Beitrag zu erdenken, der in ähnlich spaßigen Wirrungen und Irrungen seinen Weg findet – wie wir heute in eben jenem Labyrinth.

Denn ich schaue geradezu sekündlich anderswo hin: Lese nervös, fast dünnhäutig unter den einschlägigen Hashtags die Geschehnisse in Heidenau mit. Schaue mit Entsetzen auf einige – immer mehr und mittlerweile viele Facebook-Kommentare. Voller Hetze. Voller Hass. Voller Breitseite: Geschrieben unter Klarnamen, mit Profilfoto, Urlaubsbildern und sogar Arbeitgeber in der Bio. Finde keine Worte mehr für das öffentliche Vorpreschen, der längst totgedachten Zombieapokalypse. ALL. DIESER. NAZIS. Jene sich ganz offenbar (und da bin ich mir sicher) via Hirnteilung vermehren: Sie werden mehr, sie werden dümmer. Ja!! Sie machen gar sogar noch mehr Rechtschreibfehler.

Maislabyrinth

Nun. Und: Umso mehr ich lese, umso unpassender erscheint mir unser heutiger schlicht-schöner Spaß in Sachen Maislabyrinth. Kommt mir vollends banal vor. Vielmehr auch fehlplatziert. Eventuell ganz weit weg auch: Wie ein hübsches Irrlicht. Vielleicht.

Schon seit vorgestern schaue ich immer wieder in die Tweets, Livestreams und Bilder. Stelle voller Entsetzen fest, dass die Lage im Sprint außer Kontrolle gerät. Dass sich dort Nazis in aller Öffentlichkeit – und im Grunde ohne nennenswerte Sanktionen –  weiter, beharrlich und penetrant in ihre (Denk)Welt hinein eskalieren. Sich immer mehr erdreisten. Sich immer weiter vom Rand der Gesellschaft in die Akzeptanz bewegen. Grenzen weit überschreiten – ohne Nachspiel. Dabei faktisch und im vollen Bewusstsein Menschen bedrohen.

Wenn ich diese Bilder in Heidenau sehe, kann ich schon längst nicht mehr von Fremdscham sprechen. Eigentlich bekomme ich kaum Luft. Gestern habe ich geweint. Vorgestern auch. Und Heute. Die offenbar praktizierte Politik des nicht Eingreifens. Die abstrus mickrige Polizeipräsenz vor Ort – die jedes Regionalspiel hier in Bremen locker übertrumpft. Es fühlt sich für mich an, wie ein klarer Politikkurs der Bundesregierung. Eine Politik des kalkulierten nicht Eingreifens. Eine neue Qualität von Neutralität – die sich gähnend gegen die basalen Eckpfeiler des Grundgesetzes lehnt. Und sie einreißt.

Labyrinth_aus_Mais

Ich bitte euch daher: Helft mit eine andere Realität zu sein. Das wird in diesem Staat niemand außer euch machen. In Bremen und bundesweit gibt es großartige Projekte. Projekte, die helfen: Durch Geld, Zeit, Energie. Unterstützt und macht Politik dort, wo derzeit von offizieller Seite schlichtum keine stattfindet:

Flüchtlingshilfe Bremen (Bedarfslisten der Unterkünfte, Willkommens-Kultur, Zeitspenden)
Refugio (Beratung, Therapievermittlung für Geflüchtete und Folteropfer)
Flüchtlingsrat Bremen (politische und rechtliche Arbeit)
Fluchtraum e.V. (Unterstützung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge)

BFF_1508_HeaderSW1-300x111Mehr Infos zu der Aktion Blogger für Flüchtlinge findet ihr hier: klick.

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Fotoworkshop im Harz

Ihr habt es ja vielleicht schon auf Twitter mitgelesen? Ich war kürzlich einige Tage im Harz, genauer gesagt in Pullman-City. Und eben dort auf einem 3-tägigen Fotoworkshop. Wir waren rund 20 Leute (inklusive mehrköpfigen Fotografen-Team) und haben höchstfreilich ebendiese Zahl hoch ebendiese Zahl an Fotos auf den Speicherkarten dieser Welt festgeschmort. Vermutlich. Durchaus.

Die Teilnahme zum Workshop konnte entweder gewonnen werden – oder aber die glückliche Folge einer (in diesem Fall: meiner) Blog-Bewerbung sein. Hurra! :) Organisiert wurde das Ganze von CEWE-Fotobuch*.

Nach Ankunft am Mittwoch ging es auch sogleich los. Und zwar mit echten Models. Echte Profis – alle beide. Die sich durch Nichts und Nichtigkeiten beeindrucken ließen. Sich umringt von Kameras vollends frischblütig ablichten ließen. Wieder, wieder und wieder. Gar die Nähe zur Kamera suchten, nicht nah genug sein konnten, buchstäblich den innigen Kuss mit ihr ersehnten.

Tierfotografie

Ja. Und nach diesem jenem Warm-up sprangen wir auch gleich weiter, mitten rein in den Kessel Eingemachtes: Es wurden Stöckchen geworfen, Tücher im Hintergrund geschwungen und dermaßen viele Seifenblasen durch die Lüfte gefegt, dass sie vom Mond aus sichtbar gewesen sein dürften. Mindestens. Geringstenfalls. Denn: Ziel war es Bewegung einzufangen. Nicht etwa statisch oder festgebohrt – sondern bis in die Poren beseelt und voller Sauerstoff. Kurz: Weder verwackelt noch trennscharf. Gleichzeitig. Versteht sich.

Mit den eigenen Ellenbogen als Schiene, als mitgleitende Konstante lagen wir sämtlich alle auf einer Wiese und zogen die Kameras dem Geschehen hinterher. Denn: ein geflügeltes Tier im Zoom zu behalten, während es über den Rasen fegt: Ist. Nicht. Leicht. Eine Auswahl der drölfzig Millionen Bilder mit einem Wisch oder Wutsch oder Watsch – einem Streif Hund eben – erspare ich euch mal an dieser Stelle. Da musste der Herr S. schon auf dem heimischen Sofa durch. Mitsamt ausführlichen Abhandlungen, warum das schwarze Nanu schon besser gelungen war, als das zuvor.

Dies alles allerdings war nur die Trockenübung: Für die Show am nächsten Tag. Für rauchende Colts, schwingende Lassos und Galopp. Für Fahnen und Mähnen und Präriestaub. Für das wahre Leben sozusagen. Aber dazu später mehr. Weiter unten. In Bildern.


Denn zuvor stürzen wir uns noch hinein in die Nacht: Wie eben jene besonders effektvoll eingefangen und verwahrt werden kann:

Ihr brauch im Grunde nur eine Kamera, eine Taschenlampe und ein Stativ. Letzteres bekamen wir gestellt, sofern wir kein eigenes dabei hatten. Und obendrauf einen Rundum-Kurs in Sachen Nachtfotografie. Einen Überblick. Und eben davon möchte ich euch die Basics, das Starterkit sozusagen, nicht vorenthalten. – Und ein kleines Tutorial einschieben:

Licht_malen

HOW TO – Licht schreiben

Ihr braucht:
~ Eine Spiegelreflex-Kamera
~ Ein passendes Stativ
~ Eine kleine Taschenlampe (am besten mit einem etwa centgroßen Lichtkegel)
~ Ihr solltet euch schwarz anziehen
~ Eine einfarbige, dunkle Wand vor der ihr fotografieren könnt
~ Es sollte möglichst dunkel sein (keine Laternen, etc. in der Nähe)

Vorbereitung:
~ Kamera auf das Stativ schrauben. Gerade und sicher positionieren.
~ Selbstauslöser einschalten (um ein verwackeltes Bild zu verhindern)
~ Einstellung: Belichtung = 30 Sekunden (oder länger), Blende = 5,6, ISO = 200

So geht’s:
Zunächst steckt ihr den Bildabschnitt mit Hilfe von Probeaufnahmen ab: Einfach kurz mit der Taschenlampe leuchten und dabei fotografieren, dann wisst ihr, ob ihr noch ein wenig nach links oder rechts gehen könnt. Den Bereich nun mit Taschen, etc. markieren. Jetzt könnt ihr loslegen: Am besten ihr zählt die 30 Sekunden Belichtungszeit laut mit: In dieser Zeit wird alles aufgenommen, was ihr mit der Taschenlampe in die Luft malt. Beginnt am besten mit einfachen Motiven: Herzen, Kreise, etc.

Tipp:
~ Versucht die Taschenlampe möglichst ruhig und gleichmäßig zu führen. Keine zu hektischen Bewegungen.
~ Leuchtet immer nach vorne, Richtung Objektiv.
~ Merkt euch, wo die einzelnen Elemente auf eurem Körper liegen: z.B. die Augen der Katze auf Höhe der Brust.
~ Wenn ihr die Taschenlampe vorne mit eurem Daumen leicht verschließt, entstehen je nachdem welchen Weißausgleich ihr eingestellt habt, andere Farben (z.B. Rot oder Grün).

Und. Endlich! An dieser Stelle nun möchte ich unübertrieben mindestens maßlosen Applaus angesichts meiner monumentalen Steigerung in Sachen Katze einheimsen! Denn: Irgendwann war auch tatsächlich eine eben solche unmissverständlich zu erkennen. Eine mit Ohren, Augen, Nase und gar Schnurrhaaren. Es. War. Nicht. Leicht.

Meine Workshopkollegen und insbesondere -kolleginnen schickten mich stets zurück. Wollten das Beste herausholen. Sondierten Augen, Ohren, Bildausschnitt. Verlangten nach Posen, nach Ideen, nach mehr Performance. Wollten den besten Shoot. Es war ein Modeldasein ganz nach meinem Geschmack! ;)

Fotografie_Lichtmalen_Tutorial

Aber bereits vor der Schreiberei: Mit Licht – hinein in die Linsen der Anderen. Ging es ans Lichtmalen. Besser gesagt ans Ausmalen. Denn ganz ähnlich funktioniert eben dies:

Es war bereits durchaus dunkel. So dunkel, wie auf dem ersten Bild oben links. Alle anderen folgenden Bilder sind mit unterschiedlichen Einstellungen danach entstanden. Ganz besonders mag ich das letzte Foto unten rechts: Es hat für mich eine Lichtdeutlichkeit wie aus einem Traum: Die Farben passen zueinander – die Abstufungen nicht. Sie sind wie eine dünne undurchlässige Deutungs-Membran entfernt von der Realität. Wie aus einer anderen Stargate-Dimension.

Licht_Malen_Tutorial

HOW TO – Licht malen

Ihr braucht:
~ Eine Spiegelreflex-Kamera
~ Ein passendes Stativ
~ Diverse Taschenlampen (kleine-große, helle-dunkle)
~ Ihr solltet euch schwarz anziehen
~ Ein Gebäude, Landschaft, Baum, etc. zum Fotografieren

Vorbereitung:
~ Kamera auf das Stativ schrauben. Gerade und sicher positionieren.
~ Selbstauslöser einschalten (um ein verwackeltes Bild zu verhindern)
~ Einstellung: Belichtung = 30 Sekunden (oder länger), Blende = 5,6, ISO = 200 (bzw. probiert da verschiedene aus)

So geht’s:
Während der Belichtungszeit zeichnet ihr mit einer Taschenlampe die Teile des Gebäudes nach, die auf dem Foto sichtbar werden sollen. Ihr könnt auch mit unterschiedlich starken Taschenlampen arbeiten, um unterschiedliche Spots zu legen. Sofern ihr schwarz gekleidet seid, könnt ihr sogar durch das Bild laufen, ohne drauf zu sein.

Tipp:
~ Ihr könnt auch Lampen im Bild positionieren: z.B. im Gras unter einem Baum, Im Fenster einer Hütte, etc.
~ Schraubt ruhig mal ein bisschen an den Einstellungen rum: probiert z.B. einen anderen Weißabgleich, eine andere ISO-Einstellung, etc. aus.


 

Nun.
Nach eben dieser Theorie, nach der Nacht, nach ein/zwei geselligen Bieren, wurden wir dann, wie oben bereits angekündigt, in den wilden Westen hineingeboren  – mitten in die Westernstadt. Wir zogen los – auf der Suche nach Motiven. Nach Abenteuer. Thrill. Nervenkitzel. Welchen ich auch fand: Im Streichelzoo. Als ich begann mein neues Objektiv aus seiner schützenden Luftpolsterfolie zu fingern; Hemmungslos dabei knisterte. Da: War ich sogleich und äußerst kurzfrisitg umringt von Ziegen. Echt vielen Ziegen. Ziegen, die nun fest folgendes Programm im Sinn hatten: Futter. Und von eben jenem nicht so recht gedachten abzusehen. Eigentlich gar nicht. Demnach einigermaßen kurzentschlossen alles nahmen: Ungehemmt an meinem Rock knabberten. Während ich Kamera und Objektiv hochhielt – und derweil den Peinlichkeitsfaktor errechnete, der sich augenblicklich quadrierte, wenn ich doch nun um Hilfe riefe.

Glücklicherweise wurde ihnen irgendwann langweilig – oder aber sie hatten ganz einfach vergessen, warum genau sie nochmal auf einem Fetzen Stoff herumkauten. Jedenfalls gingen sie einfach. Irgendwann. Recht unoriginell. Weg. So dass ich wider Erwarten doch noch zu dem einem oder anderen Foto quer durch die Westernstadt kam:

Makrofotografie_Pullman

Pullman_City_Harz_Foto

Fotoworkshop_Harz

Der Workshop war insgesamt großartig! Ich habe viel gelernt und bin mit etlich neuen Ideen nach Hause gefahren. Ich würde mich sehr freuen, euch alle bald wieder zu treffen. Auf ein Foto. Oder zwei.

*Der Workshop war für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos. Ich möchte mich an dieser Stelle ausschweifend bei dem CEWE-Team für die tolle Organisation bedanken! Ihr habt wirklich an alles gedacht. <3

Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Blog, Website und/oder Facebook-Fanpage findet ihr hier:

Gaby | Bernd | Susanne | Ute | Siegfried | Lena & ManuJamina |