Andere kommen vom Meer. Oder aus dem Wald. Oder sogar von den Bergen. Ich komme aus dem Moor. Genauer gesagt dem emsländischen Moor. Noch genauer: Aus Lingen. Und genau dort war ich am Wochenende. Um meine Eltern zu besuchen.
Lingen an und für sich ist natürlich nicht sumpfig und feucht – schon seit diversen Jahrhunderten nicht mehr. Aber drum herum gibt es noch einiges in Sachen Moor. Diverse Moor-Museen. Mit Moorbahnen aus dem vorletzten Jahrhundert. Und auch Gedenkstätten, die an die NS-Lager erinnern: Im Emsland und in der niederländischen Grenzregion wurden insgesamt 15 Konzentrations- und Arbeitslager errichtet – einige davon bereits 1933. Die Nazis haben u.a. mit diesen Lagern vom ersten Moment ihrer Herrschaft an äußerst deutlich plakatiert, welches Terrorregime ihnen vorschwebt.
In den Emslandlagern wurden hauptsächlich politische Gegner, Künstler und Menschen, deren sexuelle Vorlieben den Nazis nicht passten, inhaftiert. Aber auch Kriegsgefangene. Insgesamt wurden dort 30.000 Menschen ermordet. Durch Folter, harte Arbeit in den Mooren oder Massenerschießungen. Das Lied „Wir sind die Moorsoldaten“, welches die meisten von euch vermutlich kennen, stammt aus dieser Zeit und wurde von den Häftlingen geschrieben.
Weite Bereiche der Hochmoore im Emsland sind heute abgewirtschaftet. Das Torf ist abgebaut und die Flächen sind zu Bau- oder Ackerland geworden. Mancherorts gibt es allerdings Bestrebungen die Moore zu erhalten bzw. zu renaturieren. So auch in dem ca. 30 Autominuten von Lingen entfernten Gebiet names Bargerveen – gleich hinter der niederländischen Grenze.
Und genau dieses Moor ist mein Lieblingsmoor. Es ist zu jeder Jahreszeit ein durch und durch hervorragender Ort: Wenn beispielsweise das Wollgras blüht ist alles weiß getupft und drumherum summt und surrt es wie verrückt. Und. Im Herbst und Winter kreucht und fleucht es dort tatsächlich noch ein wenig düsterer als in diversen Gemütswindungen meinerseits. Sehr beruhigend.
Und natürlich wird dort auch ganz besonders viel gewohnt: 280 Vogel-, 30 Tagesschmetterling und 40 Libellenarten, Frösche, Waldohreulen, Kreuzotter, Gänse, Echsen, Goldregenpfeiffer oder sogar der Rotmilan haben sich dort niedergelassen. Ziegen und Schafe wirken außerdem ausgesprochen zufrieden. Es sind solche, die zu den aussterbenden Haustierarten gezählt werden. Und. Es. Gibt. Dort. Bienen. Jede Menge Bienen – sogar!
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