Es war heiß in den letzten Tagen. Wirklich heiß. Täglich, stündlich, minütlich habe ich mir erlösende Gewitter herbeigewünscht. Solche, die die schwüle Hitze in die Erde drücken. Zurück in den Erdkern – aus dem sie hinaufgeschlichen ist. Zumindest gefühlt.
Nun.
Aber als sie dann da waren, die Gewitter
– da waren sie mir auch nicht recht.
Selbstverständlich!
Denn auf meiner Agenda stand Shakespeare – und zwar im Park. Genauer gesagt im Bremer Bürgerpark. Ein alljährliches Event der großartigen Bremer Shakespaere Company, das nahezu alljährlich mit dem Bremer Wetter zu kämpfen hat. So auch in diesem Jahr: Am Donnerstag habe ich ca. halbstündig diverse Wetterapps über den kommenden Abend orakeln lassen – sie waren sich erstaunlich einig: Es wird regnen!
Losgegangen Richtung Bürgerpark sind der Herr S. und ich natürlich trotzdem – und spätestens nach einer Begegnung kurz vor dem Veranstaltungsort hätten wir einsehen sollen: Mit Menschen rechnete an dem Abend in der Natur keiner mehr. Auch nicht die Rehe. Denn hinter einer Wegbiegung stand auf einmal ein Exemplar. Nur etwa 10 Meter entfernt. Es hat uns angeguckt. Wir haben zurück geguckt. Es hat weiter geguckt. Wir haben gegafft. Irgendwann hat es sich gelangweilt umgedreht, ist weggeschlendert und hat dabei vermutlich kopfschüttelnd irgendwas entnervt in seinen nicht vorhandenen Bart gemurmelt.
Das war auch in etwa der Moment in dem die ersten Tropfen vom Himmel kamen. Langsam. Aber beständig. Mehr werdend. Es blieb uns egal. Erstmal. Wenn auch nicht völlig: Denn eine Karte kauften wir uns nicht, sondern blieben vorerst nur beobachtend in der Nähe der Bühne. Unter einem Baum. Der allerdings kurz nach Beginn des Stücks auch nichts mehr half. Vor der Bühne rannten aufgebrachte Techniker umher, packten Lautsprecher und alles andere, das Wetterausbrüche nicht unbedingt verzeiht, in diverse Schichten Müllsäcke. Nach 20 Minuten waren der Herr S. und ich nass genug, um uns zum Rückzug durchzuringen.
Wir Amateure! Denn erfahrenere Besucher als wir besitzen längst eine durcherprobte Kampfausrüstung. Sitzen selbstverständlich stets erhobenen Hauptes im Park. Im Regen. Vor der Bühne. Unter ihren Capes. Egal was kommt. Ja: Es gab sogar zwei ganz Gewitzte, die sich gleich ein ganzes Zelt mitgebracht haben!
Und all diese weisen Menschen haben natürlich gewusst, dass das Bremer Wetter immer nur eine Phase ist. Eine Phase, die genau dann vorbei ist, wenn jemand entnervt aufgibt und geht. Die, die gegangen sind waren wir – die, die danach ohne Regen weiter schauen konnten, waren die anderen. Denn kurz nach unserem Rückzug hörte es auf zu regnen. Zumindest vorerst. Genau genommen so lange, bis wir uns in Sicherheit wogen und kurz vor der sicheren Wohnung entschieden noch ein Alster in unserem derzeitigen Lieblings-Biergarten zu trinken.
Und ja:
Wir haben es erhobenen Hauptes getrunken. Im Regen.
P.S.: Heute ist übrigens die letzte Vorstellung im Park – und das Wetter scheint gnädig gestimmt zu sein….
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