Zeit zu gehen. Jeder Abschied ist schwer. Und. Na: Es öffnen sich neue Türen. Tja.
Das mag eventuell stimmen, nützt aber nix. Vornehmlich dann nicht, wenn ich zu Hause hocke und in Selbst-Sehnsuchts-Mitleid versumpfe. Weine. Dazu Wagner höre, um den ganzen Emotions-Cocktail figürlich werden zu lassen. Ich mich fühle, als wenn ich mir ein Bein, oder aber eigentlich gleich eine ganze Hälfte abgehackt hätte.
Denn:
Es ist so, vielleicht wisst ihr es auch schon: Ich war drei Jahre lang Vorsitzende der Jungen Opernfreunde Hamburg. Und bin generell schon etwa fünf Jahre dabei. Genau genommen seit dem aller-aller-ersten Treffen dieser Freunde. Erstmal gab’s uns nur als lockeren Zusammenhang, der dies und das und jenes, wie Einführungen in die Opern, Vorstellungsbesuche, Führungen durch die Kulissen, Künstlergespräche, Workshops und was uns sonst noch so eingefallen ist, organisiert hat. Meistens, ja eigentlich immer und gerne zusammen mit der Hamburgischen Staatsoper (die ich bis in jede Pore liebe – im Übrigen).
Irgendwann wurden wir dann zum Verein. Ihr solltet Mitglied werden! Es gibt nebst netter Gesellschaft noch andere mega-mäßigen Vorteile! <3
Zu den Preisermäßigungen, etc. pp. kamen jedenfalls noch Kooperationen mit anderen Opernhäusern und -clubs. So dass ich einen nicht unerheblichen Teil meiner Zeit auch in den Berliner Häusern, in Hannover, Bremen sowieso, aber auch in Bayreuth oder Salzburg verbracht habe. Und ja, um das Webefass mal vollends überschwipp-schwappen zu lassen: Wir bekommen in allen diesen Häusern regelmäßig Kartenkontingente. HURRA!
Nebst Werbung, will ich damit sagen: Fünf Jahre lang habe ich mich jeden, wirklich jeden Tag diesem Verein gewidmet. Oftmals bin ich 2x die Woche, oder sogar öfter nach Hamburg gefahren, habe telefoniert, gemailt, und ge-weiß-wast…. Womit ich nun endlich sagen will: Das war zu einem nicht gerade unerheblichen Teil mein Leben.
Und jetzt nicht mehr.
Die Entscheidung habe ich in einer Mischung aus Wollen- und Müssen-Faktoren getroffen. Natürlich nicht vorletzte Woche oder vorvorletzte, sondern schon vor Monaten. Erst verschwommen, dann deutlicher. Natürlich, weil es auch mal an der Zeit war, das Zepter weiterzugeben, aber vor allem aus persönlichen Lebensumständen, ja Lebensumständlichkeiten sogar, die mir nicht mehr die Zeit lassen, mich so zu kümmern, da zu sein, alles mitzukriegen, als dass ich diesen Posten auch nur annähernd weiter er- und befüllen könnte.
Es war also schon länger klar – auch den anderen, auch der Oper, auch mir – dass ich zurücktreten werde. Es war eigentlich nur noch eine Formalität am vorletzten Sonntag. Doch seitdem fühlt es sich wie ein schlimmer Fehler an. Vor allem aber, das Schlimmste ist: Eigentlich weiß ich nicht mal annähernd, womit ich diese Lücke füllen soll. Nicht die zeitliche Lücke – denn die gab es ja schon lange gar nicht mehr. Sondern die Bedeutung. Nicht zuletzt auch die Selbstbedeutung, die mir das alles gegeben hat – über so viele Jahre.