Dass Silvester immer entweder Okay oder Scheiße – und selten wirklich gut ist, ist ja allgemein bekannt. Auch wenn ich tatsächlich schon einige ausufernd gute Parties an diesem Datum gefeiert habe – jedoch nicht weil es Silvesterparties waren, sondern weil wir öfter mal äußerst detailliert spaß- und katastrophenlastig feiern – oder eigentlich eher gefeiert haben.
Dieses Party-Verhalten potenziert sich halt ganz automatisch, wenn man es nicht mit Anfang Zwanzig ablegt. Irgendwann landet man in Filmszenen aus Hangover und glotzt sich einigermaßen unüberrascht an. Das sind dann die Momente, in denen man sich selber peinlich findet. Zumindest geht es mir so. Jedenfalls. Dieses Jahr fiel Silvester eher so in die Kategorie „Okay“. Unaufgeregt, aber gut. Mit ein paar Freunden, herzerfrischend wenig Pärchen sowie viel Essen, Wein, Sekt und Vodka in undramatischen Mengen.
Dummerweise habe ich allerdings gegen 22h eine von diesen jenen SMS bekommen, die einen in absolute Schieflage donnern. Der erste Impuls war einfach direkt aus dem Rückenmark zu antworten. Zweiter Impuls: besser überhaupt nicht antworten. Dritter Impuls: doch auf’s Rückenmark hören. Zack. Verschickt. Öhm. Verdammt. Sobald der Sendebalken läuft ist die Chance vertan noch irgendwas aufzuhalten. Glaubt mir. Das habe ich hinreichend und schon oft für euch getestet.
Ergebnis: Innerer Groll. So was macht mich leider immer maximal unausstehlich – was sich diesmal darin kanalisierte, dass ich und der Rotwein um kurz nach zwölf das Bedürfnis verspürten, ein ganzes Heer unpassender Neujahres-SMS zu verschicken – und das auch getan haben. Mit den Jahren hat man für so was ja traurigerweise eine hinreichende Menge geeigneter Empfänger angesammelt. Wie gesagt ätzend kann ich. Die karmische Rache folgte sofort, denn die Antworten, Nicht-Antworten sowie Verdammt-Späten-Antworten haben mich natürlich für’s erste emotional…. na….sagten wir mal: beschäftigt.
Ein paar schöne, herzliche Dinge habe ich um zwölf dann aber trotzdem getan – und auch verschickt. Außerdem ein paar Knallerbsen geworfen. Denn die sind, neben Wunderkerzen, das einzige Feuerwerk, welches ich in meiner unmittelbaren Nähe akzeptiere. Alles andere finde ich im Amateurbereich völligen Wahnsinn. Früher war es sogar so, dass mein Vater zum Knallern mit den Nachbarn alleine raus auf die Straße musste. Meine Mutter ist bei meiner Schwester und mir geblieben. Denn wir haben uns das Spektakel stets mit Gruselgeschichten-Gesichtern von innen, durch die Fensterscheibe angeguckt. Zugucken fanden wir schon irgendwie gut, nur halt in Sicherheit. Im Grunde hat sich daran nicht viel geändert – auch wenn ich heute im Zuge des Gruppenzwangs um Mitternacht immer mit raus gehe. Wenn auch ungern.
Den bisherigen Höhepunkt in Sachen Wahnsinn und Feuerwerk wurde mir übrigens vor zwei Jahren ebenfalls in Hamburg um die Ohren geschossen. Ich war auf einer Party bei einem Freund, der etwa 100 Meter von der Reeperbahn entfernt wohnt. Das ist schon an „normalen“ Tagen eine nicht zu unterschätzende Greul, aber zu Silvester ist es da nicht nur metaphorisch wie im Krieg. Wir wollten um kurz vor zwölf nur einmal kurz hinüber, nur die Straße überqueren und Richtung Hafen. Ich wurde zweimal getroffen. Gleichzeitig war es auch noch irre glatt. Und es gab ganze Knäule von Schlägerein. Unsere Gruppe wurde dann auch noch getrennt. Na ja, eigentlich wurden nur ein Bekannter von mir und ich vom Rest getrennt. Und das, weil wir es ehrlicherweise beide auch irgendwie drauf angelegt haben.
–> Fazit: Der echte Nachteil, wenn man mit einem Kleinst-Freundeskreis feiert, ist, dass pathos-tragisches Feiern nicht geht – und insgesamt alles zu leise ist. Na ja. Jedenfalls war ich so ganz insgesamt von mir selbst genervt. – Also habe ich dann nicht wie geplant, in Hamburg bei einer Freundin übernachtet, sondern bin mit einem der ersten Züge wieder gen Bremen gegondelt. Mit leerem Akku und schlafend. War insgesamt aber wie gesagt. Okay.
Trotzdem und vor allem deswegen: Euch allen ein wundervolles neues Jahr!
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