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Theater Bremen – L’elisir d’amore

Das Theater in Bremen Goetheplatz

Der Herr S. und ich waren am Dienstagabend in einer Opernprobe des Bremer Theaters. Genauer gesagt in der ersten Bühnen-Orchester-Probe, der kurz vor der Premiere stehenden Oper „L’elisir d’amore“. Übersetzt heißt das „Der Liebestrank“ und genau darum geht es auch in der Oper. Kurz gesagt: Er liebt sie, sie ihn aber nicht, sondern einen anderen Mann. Er kauft einen Liebestrank, der wirkt zwar nicht, dafür aber eine plötzliche Erbschaft, von der alle wissen – außer er.

„L’elisir d’amore“ wurde 1832 von dem italienischen Komponisten Gaetano Donizetti komponiert und war damit seine 37. Oper – was wirklich mehr als ordentlich ist! Noch erstaunlicher ist, dass Donizetti es am Ende seines Lebens auf insgesamt 71 Opern brachte. Einer Legende nach soll er den Liebestrank in nur zwei Wochen komponiert haben; – Faktisch waren es aber ganze sechs. Was immer noch verrückt wenig ist. Mozart, zum Beispiel, saß an der Komposition zur Zauberflöte rund ein halbes Jahr; und der wahnsinnige Wagner brauchte ganze 25 Jahre (mit Unterbrechungen) für seinen 16h-dauernden Ring des Nibelungen: Der erste Akt der Götterdämmerung dauert in etwa so lange, wie Donizettis kompletter Liebestrank.

„L’elisir d’amore“ wird opernhistorisch in die opera buffa, also die komische Oper, einsortiert, ist aber in Teilen viel mehr, als nur ein komödiantisches Verwicklungsspiel: Besonders deutlich wird das im zweiten Akt in der Arie „Una furtiva lagrima“ (= eine verstohlene Träne), die die meisten von euch kennen dürften (-> klick). Sie hebt die Figur des verliebten und etwas trotteligen Nemorino (was so viel wie „Kleines Nichts“ heißt) in eine andere Sphäre. Seine bis dahin als völlig übertrieben wahrgenommene Schwärmerei, bekommt plötzlich etwas sehr Ernstes, Tiefenintensives. Etwas Hochromantisches. Die ur-schöne Melodie der Arie wird nur von Fagott und Harfe begleitet. Sie bildet eine Art Pause vom komödiantischen Klamauk, einen Moment der inneren Wahrhaftigkeit.

In der Probe haben wir den ersten Akt der Oper gesehen. Es war das erste Mal, dass die Musik, der Gesang und das szenische Konzept zusammen geprobt wurde. Richtige Kostüme gab es nicht und das Lichtkonzept stand auch noch nicht ganz fest. Doch die Regie-Idee von Michael Talke war aber trotzdem zu erkennen: Sie greift jenen emotionalen Schauplatz des Innen & Außen auf, indem die Handlung der Oper auf eine Revuetheater-Bühne verlegt wird. Inklusive viel Glitzer-Glitzer, goldener Showtreppe und einem „The Show must go on“-Gefühl. Nur zwischen den Auftritten, abseits der Bühne und jenseits der vermeintlich großen Gefühle, bleibt Raum für das Echte, Kleine und Schlichte. Denn auch wenn Adina es zunächst sichtlich genießt, umworben zu werden und im Mittelpunkt zu stehen, ist sie es schlussendlich, die Nemorino vom Militärdienst freikauft: „Nimm, durch mich bist du frei“. Am Ende ist weder Liebestrank noch Erbschaft der innere Hebel ihrer Liebe.

Musikalisch darf man sich in jedem Fall auf die Adina von Marysol Schalit, den Nemorino von Luis Olivares Sandoval und den Dulcamara von Patrick Zielke freuen. Das war trotz passagenweiser Stimmschonung seitens der Sänger deutlich erkennbar. (In den großen Proben singen viele Sänger ihre Partien nicht komplett aus, um ihre Stimme zu schonen.) Und das Dirigat von Rolando Garza Rodríguez lässt ebenfalls auf einen tollen Opernabend hoffen.

Die Premiere ist heute, am Samstag, den 29.11.2014. Weitere Vorstellungen sind am 1., 11., 14., 20. und 30. Dezember. Am 11.,16. und 22. Januar. Sowie am 8. März.

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