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Selbstgemachte Spinatpizza

Pizza selber machen

Ich oute mich jetzt mal: Als vollumfänglich teigfaul. So faul, dass ich mich kaum erinnern kann, wann ich das letzte Mal einen Versuch startete Pizzateig selbst zu machen. Es tauchen stets nur dunkle, geradezu düstere Bildfetzen vor meinem inneren Auge auf: Apokalypsen voller staubtrockener Klebrigkeiten. In einem ebenso gleichzeitigen wie unbekannten Zustand á la Schrödingers Katze. Aber jedoch tatsächlich schlicht nicht totzukriegen. Als wabernder Klumpen, der ganz allmählich immer ähnlicher der evil Masse aus Spiderman III wird. (–> klick). Schlichtum mit einem verwächst. Zunächst als Schwimmhäute zwischen den Fingern – und letztendlich so sehr überall, dass derartige Küchenevents bisher immer unter der Dusche endeten. Mit Schrubber und grauen Haaren. Denn mein dunkles Haupthaar wirkt me(h)liert wie eine Mischung aus barocker Perücke und gerupften Huhn.

Da nun aber gekaufter Pizzateig nichts taugt. Nicht einer von ihnen. Und ja: Ich habe schon viele, sehr viele ausprobiert. –> Sie schmecken durchweg furchtbar. Manche mehr, manche weniger. Aber sie alle haben eins gemein: Ihr Dasein als gezuckerte Knetmasse mit einem Anklang von Fugendichtung.

Zuzüglich gruselig finde ich die Zutatenlisten Ihrer Herrschaften Fertigkeiten, die von Alkohol über diverse Stabilisatoren bis hin zu Palmöl reichen. Und das bei einem Produkt, welches eigentlich nur aus fünf Zutaten besteht. Die da wären: Mehl, Wasser, Hefe, etwas Salz und ein Hauch Zucker – keinen Eimer!

Daher nun blieb dem Herr S. und mir nun eben nichts anderes übrig, als Pizza stets auswärts zu essen. Irgendwo in unserem erweiterten Wohnzimmer – auch bekannt als „DAS Viertel“. Und zumeist tun wir das dort (-> Klick). Denn ebenda lässt sich sehr hervorragend Pizza essen: Dünner Teig, gute solide Soße und frischer, grundguter Belag. Fertig. Mehr braucht es nicht für eine wirklich leckere Pizza.

Nun aber gestern – jedoch: Da war mir nach Abenteuer. Nach neuem Wind. Nach selbermachen. Nach einem neuen Versuch eben. Ich begab mich also auf die Suche nach einem Rezept. Und wurde zwei Klicks später bei der Bremer Teig-Expertin herself fündig. Bei Frau Friesi. Sie backt nicht nur spitzenmäßige Pizzen, sondern nennt auch einen Sauerteig ihr Eigen. Einen, den sie liebevoll in ihrem Kühlschrank hegt, pflegt, vermehrt und mittlerweile quer durch Norddeutschland verteilt. Um ihn in Masse und Geografie auszudehnen – vermutlich und gewissermaßen. ;)

Ein Ableger befindet sich so auch seit einigen Wochen in meiner Obhut. Er blubbert und bläst munter vor sich hin. Verlangt hin und wieder nach etwas Futter – ist aber sonst eher nur so für sich und äußerst pflegeleicht. Trotzdem hätte ich ihn um ein Haar getötet. Denn, wie ihr vielleicht noch wisst, hat unser Kühlschrank jüngst das Zeitliche gesegnet. Tja. Und da wir nicht gleich dazu kamen, einen neuen zu besorgen, haben wir eine Woche vollends ohne ge- und schlussendlich sogar überlebt. Inklusive dem friesi’sche Sauerteig: – Dem hat eine Woche Balkonien ganz offenkundig nichts ausgemacht.

Jedenfalls. Und zurück zum Pizzateig: Bei Frau Friesi im Blog habe ich es gefunden; das Rezept, welches ich zu probieren gedachte: Sie hat jüngst eine Pesto-Spinat-Pizza kredenzt, die ich gestern zwar nicht ganz genauso – aber immerhin so ähnlich neu auflegte. Statt Pesto gab es bei mir die klassische Variante mit Tomatensoße unten drunter:

 Spinatpizza_belegen

Ihr braucht (für 2 sehr hungrige oder 3 nicht so hungrige Personen)
300g Mehl/ 405
6g Hefe
135ml lauwarmes Wasser (eventuell auch etwas mehr)
1/2 TL Salz, eine Prise Zucker

Ein paar EL Tomatensoße
Salz, Zucker, Chili, Knoblauch, eine Mini Messerspitze Senf & Kurkuma
250g TK-Spinat
1,5 Mozzarella Bällchen
Ein bisschen frischen Parmesan

In Sachen Teig habe ich mich äußerst penibel an die Vorgaben von Frau Friesi gehalten und bin daher wie folgt vorgegangen:

Zuerst habe ich in 3 EL lauwarmen Wasser und einer Prise Zucker die Hefe aufgelöst. Dann einen leicht gehäuften TL Mehl hinzu gegeben und ebenfalls untergerührt. Nun alles eine Stunde stehen lassen. Die dickflüssige Masse schlug in jener Zeit Bläschen und war nach 60 Minuten schön fluffig.

Dann habe ich Salz, Mehl und Wasser zu einem Teig verknetet und dabei langsam den Hefe-Vorteig mit hineingearbeitet. Nun muss der Teig mindestens zwei Stunden in einer Schüssel mit einem nassen Tuch oben drüber ruhen. Meiner hatte noch ein paar Stunden mehr Zeit, da ich mich noch im Büro blicken lassen musste.

Am Abend habe ich den Teig dann nochmals kurz durchgeknetet und anschließend ein paar finale Minuten gehen lassen. Währenddessen ließ ich schonmal den Ofen sehr heiß vorheizen. Leider ohne den Tipp zu berücksichtigen das Backblech gleich mit zu beheizen. <– Nächstes Mal!

Den Spinat habe ich in einem Topf aufgetaut und mit etwas Salz, Chili und Knoblauch abgeschmeckt. Die Soße habe ich nicht extra aufgekocht, sondern einfach so gewürzt. Und zwar mit Knoblauch, Salz, Chili sowie etwas Zucker. Außerdem habe ich mir angewöhnt so ziemlich überall eine Mini-Messerspitze Senf und Kurkuma hineinzurühren. Das schmeckt. Besser. Irgendwie. – Ach: Und ihr solltet euch in Sachen Soße zudem noch selbst einen großen Gefallen tun, indem ihr nicht das pasteurisierte 45-Cent-billig-Zeug nehmt, sondern etwas, das nach Tomaten aussieht, riecht – und auch so schmeckt.

Nun den Teig sehr dünn ausrollen, mit Soße bestreichen. Etwas Parmesan drüberstreuseln. Den nicht zu nassen Spinat oben drauf und zum Schluss mit Mozzarella belegen (ebenfalls drauf achten, dass der nicht zu feucht ist).

Dann ab in den Ofen. Bis der Teig knusprig und der Käse goldbraun ist. Das dürfte normalerweise nicht allzu lange dauern, aber da unser Ofen, wie hier schon in epischer Breite erwähnt, eine alte Diva ist, die ausschließlich und nur Oberhitze kann – jene dafür aber stets volles Rohr: Ist backen bei uns immer eine kunstvoll ausgetüftelten Choreografie aus hoch- und runterschieben sowie konsequentem Umdrehen. – Was bei Pizza jedoch leider nicht geht. Und glaubt es mir: Ich habe das bereits ausprobiert.

Pizza_fertig

Und nun: Bon Appétit!
Probiert es aus. Es ist verdammt lecker! Und war gar nicht schwer.

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