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Schreibwerkstatt No. II + x²

Schreibwerkstatt Bremen

Eigentlich wollte ich das, was jetzt kommt dramaturgisch möglichst wirksam irgendwo in dieses Posting einbauen. So dass es völlig unerwartet mit Wums reinhaut. Da ich aber vermute, dass mir das ohnehin nicht gelingt und dem Ganzen zudem genug Drama inne wohnt, dass es kahl und allein stehen kann, hau‘ ich es einfach vorweg raus:

Ihr erinnert euch vielleicht noch an mein letztes Posting? Den Schwarzwurzel-Werbe-Text? Werbung deswegen, weil das Gemüse derzeit Saison hat. – Saisonales & regionales Gemüse trägt nunmal zur allgemeinen Problemlösung bei. Punkt. Kastriert wird das Ganze allerdings, wenn man – wie wir am Samstag – welche kaufen will, aber keine bekommt. Wenn man stattdessen im Supermarkt auf Spargel aus dem Nährboden der Klimakatastrophe starrt. Ganz intuitiv möchte man dann etwas zerstören. Die Verhältnisse. Den Markt. Oder meinetwegen auch die Inneneinrichtung. Nun. Stattdessen haben wir Süßkartoffeln gekauft.

So viel vorweg. Wie gesagt.
Jedenfalls: Heute Nachmittag:

Ich war zum zweiten Mal (hier das erste Mal) bei der Schreibwerkstatt. Thematisch sollten wir diesmal eine Geschichte über eine Begegnung schreiben, die durch eine Kleinigkeit, eine Irritation aus den Fugen gerät.

Ich habe eine prosa-ausgedachte Geschichte geschrieben, die ich an all diesen „Ihr kennt das“ und „Immer diese Angst, dass….“ Tweets aufgebaut habe. – Zumindest habe ich das versucht. Es gibt jede Menge, USB-Sticks voll von diesen Tweets. Tweets die Situationen beschreiben, aus denen Beziehungsunmöglichkeiten abgeleitet werden. Z.B.: „Immer diese Angst, dass er im Kino noch während des Abspanns zu reden beginnt. Ihr kennt das.“ Zuschrauben wollte ich das Ganze, indem ich es als Verbohrtheit 2.0, Bindungsangst und Etikette eintüte. Knigge halt. – und befreie:

Der Moment, in dem all‘ deine „Ihr kennt das Tweets“ bedeutungslos werden. Ihr kennt das.

Ich fand das irgendwie romantisch.
Als ich es schrieb, war mir schon irgendwie klar, dass ich damit nicht gerade in die Erlebniswelt der anderen Workshop-Teilnehmer kloppe. Das war mir…. um ehrlich zu sein…. irgendwie egal – auch wenn mir natürlich klar war, dass ich mich damit aus jedweder litararischen Diskussion in inhaltliche Diskussionen katapultiere. Runtergebrochen: Gewisse destruktive und schüchterne Anteile in mir haben sich da einfach durchgesetzt. Na. Ist halt einfach über etwas zu schreiben, das keiner versteht.

Vielleicht lag es aber auch ein bisschen daran, dass wir kurz zuvor diesen Vortrag gesehen haben. Sprich das Internet streifte noch in mir herum. Und na. Jutta Reichelt (unsere ernsthaft tolle Kursleiterin) hat zuvor noch rumgeimpft, dass es nicht darum geht einen perfekten Aufsatz zu schreiben, sondern Ideen zu entwickeln…. Ach. Eigentlich ist es auch vollkommen latte, warum ich es so geschrieben habe, wie ich es geschrieben habe. Nach 30 Minuten war es jedenfalls da.

Und. Es ist das passiert, was passieren musste. Ich habe Dinge erklärt. Und im Zuge der Diskussion wurde mir dann attestiert, dass ich [obwohl ich Twitter usw. bin] „Völlig normal wirke.“ Gern geschehen, liebes Internet. Ich poliere mit Freude dein Image auf. Klingt jetzt eingeschnappter, als es soll. Denn, ach, das war ich ganz und gar nicht. Nichtmal ein bisschen. War ja net bös‘ gemeint. Im Gegenteil dem lag ein sehr ehrlicher Charme inne. Dingen, die man nicht kennt, begegnet man halt mitunter auf seltsamen Pfaden – und mit Holterdiepolter. Macht doch nix.

Twitter hin oder her….

…. hat mir das mal wieder vollumfänglich um die Ohren gehauen, dass es (immer noch) so etwas, wie „ihr da im Internet“ und „wir hier vor Ort“ gibt. Dass Etliche immer noch vermuten, dass sie das Internet nur so viel angeht, wie sie es benutzen. Sprich ausschließlich drei Google-Suchen um den eigenen Pudding. Na. Dass das ein komplett-fataler Irrglaube ist, fliegt uns zwar allen – wenn keiner was tut – demnächst um die Ohren. Einigen jedoch völlig unerwartet.

Pauschal gesagt: Wer sich über Google-Street-View aufregt, der hat nichtmal an der Spitze des Eisberges dessen gekratzt, was da gerade vor sich hinbrodelt. Ganz ehrlich: Wegen solcher Banalitäten wie Google-Street-View würde ich persönlich keinen einzigen Finger Richtung Engagement krümmen. Never. Ever. Da werden und wurden Häuserfassaden abfotografiert. Ja und? Das sind Dinge, die sowieso öffentlich sind und jeder sehen kann.

Es gibt aktuell Wichtigeres und + x² Krasseres: INDECT, Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner. etc. pp. Dazu in Kürze mehr in einem Extra-Posting. Versprochen. Soviel aber schonmal: am 23. Februar gibt’s ’nen internationalen „Aktionstag für Deine Privatsphäre“.

Zurück zur Schreibwerkstatt. Fazit: Bla und Blub auf’s Papier gebracht. Persönlicher Rückschlag – mit Potential zur Verbesserung.

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