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KunstWerk im Viertel 2015

Angela_Kolter_Monotypie_Bremen

KunstWerk im Viertel. Eben jene Veranstaltung fiel schon im letzten Jahr überaus praktisch überaus fast auf meinen Geburtstag. Ein hervorragender Umstand. Da ich alljährlich schlicht Nichts zu überlegen habe, was ich nun wieder Großartiges an meinem Geburtstag zu unternehmen gedenke. Wie ich ihn verbringen möchte. – Auch wenn dieser genau genommen erst am Montag war. Nicht am Wochenende. Aber an solch‘ schnöde Einzelheiten erinnere ich mich in allerspätestens acht Wochen ohnehin nicht mehr ohne Weiteres.

Kurzum das Programm am Wochenende war gesetzt: Über 60 Künstlerinnen und Künstler haben im Bremer Viertel ihre Türen geöffnet: Es durfte nach Herzenslust durch die Werkstätten und Ateliers gestromert werden. Und genau das taten wir. Ausgiebig. Opulent. Üppig. Am Samstag waren der Herr S. und ich allein unterwegs – als Vorhut gewissermaßen. Am Sonntag haben sich nämlich meine Eltern kurzum angeschlossen.

Los ging es bei dem Herrn S. und mir gleich vor der Haustür – oder besser gesagt dahinter. Denn in der Straße hinter der unseren befindet sich die Tischlerei von Georg Peuss. Bestückt mit wunderhübschen Tischen, Schränken, Regalen und den besten Obst-, Kerzen-, Schmuck-, kurzum Allzweck-Ständer ever. Ein hervorragender Einstieg!

Von dort ging es für uns überallhin und insbesondere in die Ateliers der Bremer Malerinnen und Maler. Einfach weil wir dafür am meisten brennen. Aber das kann und soll natürlich jede und jeder selbst entscheiden: Es gab außerdem Schmuck, Mode, Glasarbeiten, Buch & Papier, Keramik, Holz, Skulpturen, Grafik, Fotografie und sogar Gartengestaltung sowie handgemachte E-Gitarren. Ja. Es gab sogar Licht und Leuchten, wunderschöne Gewürzmühlen und vergoldete Kaffeebecher. Also eben schlichtum alles, was das Kunsthandwerk so in den letzten paar tausend Jahren an Genres hervorfabuliert hat.

In allen Ateliers gab es Kaffee, Kuchen und wer mochte auch Klön-Runden auf dem Werk- und/ oder Wohnzimmersofa. Denn vielerorts wurde auch ebenda gearbeitet wo gewohnt wurde. Oder eben andersherum. Das möchte ich mit meiner Satzgewichtung selbstredend nicht mal eben so vorschreiben.

An manchen Orten waren wir auch gleich mehrfach. Bei Freunden zum Beispiel. Im Hause Kerstin und Uli. Und genau dort, inmitten von Ulis eindrucksvoll weich geschwungenen Holzskulpturen, umrahmt von Ilonas Bildern – die wie fließende Spiegelungen von Gefühlen sind. Ja. Genau da begann das Drama meines Vaters.

Er konnte sich nicht entscheiden. Welches Bild es sein soll, welches bei ihm einzieht. Am liebsten hätte er sie natürlich alle gekauft, verpackt und mit nach Hause genommen. Aber nun. Er quälte sich einmal quer durchs Viertel. Sinnierte vor den farbgewaltigen Bilder von Rose Richter Armgart. Lange. Schwelgerisch. Zog dann weiter in die nächste Werkstatt. Nahm viele, eigentlich gleich alle unterschiedlichen Flyer von Rebecca Marent mit. Debattierte mit sich selbst – und meistens auch mit uns. Entschied sich schlussendlich. Ganz leise, ganz schnell: Für eine Radierung. Von Klaus Müller. „Die Blumenfrau“ – die sollte es sein. Und er trug sie fortan, eingeschlagen in Schutz und Pappe, mit sich herum.

Der Herr S. und ich wiederum. Wir waren anders. Diszipliniert. Bis aufs Messer. Selbstredend. Höchst entschlossen uns unser Konto-Realität nach dem gerade erst über die Bühne gebrachten Umzug und dem schon bald bevorstehenden Urlaub zu stellen. Standhaft zu bleiben. Gar nichts zu kaufen. Nichts. Überhaupt nichts. Und dann doch.

Im Atelier von Angela Kolter. Wir waren tags zuvor schon dort gewesen und wollten den Herrschaften Eltern noch eine, diese letzte Werkstatt zeigen. Dort wimmelt es nämlich von Bildern voller Gedankenschleier und Traumeinstiege umgeben von wahnwitzigen Masken – die allnächtlich höchstsicherlich lebendig werden. Nun. Und ebenda. Da plünderten wir sie dann doch. Der Herr S. und ich. Unsere Grande Dame: Die Haushaltskasse. Komplett. Restlos. Und zuzüglich meines Portemonnaies. (Wenn auch mit recht dürftigem Inhalt). Ja. Und meine Eltern, die kamen auch nicht Drumherum, die gaben auch noch was dazu. Damit es nun hier hängen kann. Bei dem Herrn S. und mir im Wohnzimmer. Zwischen den Fenstern. Das Bild – oben im Titel.

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