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Eröffnungskonzert – Syrian Expat Philharmonic Orchestra

Syrian Expat Philharmonic Orchestra

Der Herr S. und ich waren am Dienstag Abend im Bremer Sendesaal: Beim Konzert des Syrian Expat Philharmonic Orchestra. Ein Orchester, gegründet von syrischen Musiker*Innen, die nunmehr nicht in ihrer Heimat leben (können). Es ist das erste in ganz Europa und aus einer Idee von Raed Jazbeh geboren. Am Dienstag war das Eröffnungskonzert.

Der Kontrabassist Raed Jazbeh ist vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen, mit seinen Kollegen hat er seither via Facebook Kontakt gehalten. Einige von ihnen kennen sich von der Uni: Sie haben gemeinsam in Damaskus Musik studiert. Andere haben sich auf Konzerten kennengelernt. Manche der Musikerinnen und Musiker haben bereits vor Beginn des syrischen Bürgerkrieges hier in Deutschland oder auch anderenorts in Europa Karriere in einem Orchester gemacht – andere sind erst vor wenigen Wochen nach Deutschland geflohen.

Raed Jazbeh hat sie hier in Bremen zusammengetrommelt. Bis zu ihrem Eröffnungskonzert hatten sie nur vier Tage Zeit gemeinsam unter dem Dirigat von Martin Lentz zu proben.

Das Programm widmeten sie ausdrücklich „Allen, die an Syrien denken“. Sie möchten durch die Musik die Schönheit ihrer Heimat sowie die reiche Kultur schützen, erhalten und weiterleben lassen.

Schmetterlinge_Botanika

Der Abend begann mit der Welturaufführung eines Stückes der syrisch-palästinensischen (Film)Komponistin Suad Bushnaq: „Ghadan“ (= Morgen). Sie lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Kanada. Ihre Musik war ein wundertoll stimmungsvoller Einklang in den Abend. Auf Wunsch von Raed Jazbeh folgte Filmmusik von Ennio Morricone, sowie ein Stück von Astor Piazzolla. Jeweils in einem Orchesterarrangement von Martin Lentz.

Im Anschluss wurden meine beiden persönlichen Highlights des Abends gespielt: Zunächst ein Stück für Orchester und Solovioline von dem in Syrien geborenen Komponisten Kinan Azmeh: „November 22nd“ Er lebt heute in New York. Seine Musik verzahnt Elemente der klassisch arabischen Musik mit Anflügen von Jazz, aber auch der modernen Klassik. Für meine Ohren eine hervorragend spannende Mischung.

Die Solovioline wurde in diesem Stück von Jehad Jazbeh gespielt. Sein Spiel ist vor allem eins: Extrem emotional und extrem klar. Gleichzeitig. Er versteht es, Musik so zu spielen, dass sie deutlich zu einem spricht. Dass sie Gefühle beschreibt und zusammen mit ihnen im Einklang schwingt. Jehad Jazbeh gibt ihnen einen Ton, vielmehr eine Sprache, so dass sie als längst dagewesenes diffuses Etwas eine konkrete Form bekommen und sichtbar werden.

Er legte mit einem eigenem Orchesterarrangement des Stückes „My beautiful Homeland“ von Jeff Barnel nach. Ein zerrend schönes Stück. In dem Schönheit, Verlust und tiefe Sehnsucht in jeder Note spürbar wurden.

Nach diesen eindringlich einbrennenden Stücken folgten Werke von MAias Alyamani, der jene zugleich als Solist an der Geige spielte. Die Stücke hielten für das Orchester großzügige jazzige Big Band Klänge bereit. MAias Alyamani spielte dazu filigrane Muster, die vor allem von einer hohen Fingerfertigkeit zeugten. Kurzum: Es hat großen Spaß gemacht ihm zuzuhören und -sehen.

Der Abend schloss mit dem „Love Song“ von dem algerischen Komponisten Salim Dada sowie einem Stück von der Komponistin Nori El Ruheiban.

Farb-Cocktail

Das Syrian Expat Philharmonic Orchestra hat seinen nächsten Auftritt in Hitzacker. Weitere Konzerte sind geplant, stehen aber derzeit noch nicht fest.

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